Mittwoch, Juli 31, 2002

El Salvador



Nur eine Woche können wir in diesem kleinen Land ohne grosse Tourismusindustrie verbringen – was zuwenig ist weil es hier doch noch einiges zu entdecken gäbe. Nicht wegen der Natur oder sonstigen Touristenhighlights, sondern wegen den Menschen. Die meisten Leute welche wir treffen sind sehr freundlich, haben immer ein Lächeln im Gesicht und wollen einem behilflich sein. Aber trotzdem treffen wir eigentlich kaum auf Reisende, immer noch ist die gängige Meinung dass dieses kleine Land Gewalttätig, schmutzig und teuer wäre. Aber wir finden freundliche und nette Zimmer zu einem Drittel des vom Lonely Planet angegebenen Preises.

In einem kleinen Dorf in den Bergen machen wir Halt um die Nacht zu verbringen...

Samstag, Juli 27, 2002

Bienvenidos Papa!

...kann man auf überall auf Bannern in der Hauptstadt Guatemala City lesen und die weiss-gelben Fahnen sind omnipräsent – denn der Papst besucht die Stadt just an dem Tag als wir die Hauptstadt Richtung El Salvador verlassen. Und so sind wir an diesem Tag wohl die einzigen Leute welche die Stadt verlassen wollen, denn die Latinos rasten völlig aus wenn sie das Kirchenoberhaupt besucht: Fast alle Autos sind mit Plastikfähnchen mit dem Papst geschmückt, die Leute tragen kitschige Papst T-Shirts und jeder will uns ein Papstposter verkaufen, von ganz Zentralamerika sind die Leute hier angereist. Wir jedoch investieren unser Geld lieber in Raubkopierte CD’s welche man an jeder Strassenecke für einen Dollar kaufen kann.

Am Lago Atitlán

Um unsere Floh Attacke und die wirklich schmuddelige Indiounterkunft zu verdauen relaxen wir an einem See in Guatemala. Der Lago Atitlán liegt in bergigem Gebiet und ist von vielen imposanten Vulkanen umgeben; das Dorf Panajachel ist ein Ferienort erster Güte und dementsprechend viele Amis sind hier – man kommt sich gar nicht mehr vor als wäre man in Lateinamerika... Zeit für Jana sich auf Souvenirjagt zu machen; und so streunt sie denn auch unermüdlich durch die Märkte und verpulvert so viel Geld dass der Bankangestellte sie bald persönlich kennt. Natürlich kommt am Abreisetag das grosse Wehgeschrei aus Janas Ecke als sie versucht all ihre Einkäufe in ihren schon vorher ziemlich vollgestopften Rucksack zu quetschen...

Das Ende unserer Reise rückt immer näher – und das gepaart mit der Regenzeit, welche sich langsam bemerkbar macht drückt merklich auf unsere Stimmung. Nach bald einem halben Jahr herumreisen in Zentralamerika haben wir schon viel gesehen und erlebt, so das wir so abgestumpft sind dass wir uns kaum mehr begeistern können wenn wir nicht immer auf ausgefalleneren Pfaden wandeln.

Trotzdem kann man hier eine wunderbare Zeit verbringen. Man sitzt in stilvollen Restaurants am See, schlürft einen Fruchtsaft und geniesst das See- und Vulkanpanorama. Wir mieten Fahrräder, fahren damit am See entlang – kurzum es ist fast wie bei uns im Tessin.

Donnerstag, Juli 25, 2002

Bei den Indios in Todos Santos

Die nächste Busfahrt welche uns weiter in die Berge und näher zu den Indios bringen soll ist wieder einmal ein gutes Beispiel dafür dass man hier Distanzen nicht mit Kilometern messen darf: Für 61 Kilometer verbringen wir geschlagene fünf Stunden im Bus auf höchst ungemütlichen Sitzen. Kommt noch hinzu dass mir seit einigen Tagen mein Hintern zu sagen versucht dass er nicht geneigt ist diese Bus Tortour länger mitzumachen, denn irgendwie habe ich mir wohl einen Minihexenschuss eingefangen welche mir jede Bewegung - und insbesondere das Sitzen - zur Qual macht. Das einfachste wäre wohl mir etwas Fett am Hintern anzufressen um meinen verwöhnten Popo etwas zupolstern, aber nur mit Tortillas und Frijoles ist das gar nicht so leicht! Ein paar Tage später (mittlerweile gebe ich einziemlich trauriges Bild ab und liege wo man nur kann auf dem Bauch in der Gegend herum) erreichen wir Todos Santos, ein kleines Bergdorf welches fast nur von Indios bewohnt wird. Zwei Stunden später gewährt uns eine Indiofrau gegen Gebühr Asyl in ihrem Haus, wo sie mit ihren zwei Töchtern und ihrer Mutter wohnt. Schlafen müssen wir bei ihrer Schwester weil ihr Haus nur aus einem Raum besteht. In diesem Raum wird geschlafen, gekocht, gegessen, und gearbeitet. Die Wände des Hauses sind aus Erde gebaut und auch der Fussboden ist Erdboden. In einer Ecke des düsteren Raumes ist die Schlafstätte, knapp über dem Boden mit schmutzigen Fellen als Unterlage und haufenweise zerwuschelten uralten Decken darauf, wo Rosa zusammen mit ihren zwei Töchtern und ihrer Mutter schläft. In der Mitte des Raumes lodert ein Feuer welches Licht und Wärme spendet und worauf auch gekocht wird. Und es sind echt leckere Sachen welche Rosa für uns auf diesem Feuer zubereitet, so gut obwohl einfach haben wir schon lange nicht mehr gespiesen! Gegessen wird mit Händen und auf dem Erdboden um das Feuer herum, denn Tische, Stühle und Besteck benutzt man hier nicht, auch keine Regale, alles liegt etwas chaotisch auf dem Fussboden herum. So sitzen auch wir in Jacken gehüllt, denn es ist ziemlich kalt, auf dem Fussboden und essen mit Händen aus unserem Schälchen...



Zurück zu unserem Schlafraum! Tja, also Schlafraum ist vielleicht etwas Schönfärberei, eigentlich ist es ein Lagerraum welcher in etwa wie ein alter Keller aussieht: Feucht, sehr kalt, mit Erdboden und Maus. Die Maus - sehr clever ist sie nicht denn schon während man uns das "Zimmer" zeigt huscht ein Mäuseschatten umher und kaum fünf Minuten später hat sie sich schon am alten, modrigen mit Spinnweben verhangenen Holzregal hochgeangelt um unsere Rucksäcke zu inspizieren. So nicht, meine liebe Maus! "Wir oder die Maus" ist das Motto, und weil keine Partei freiwillig den Lagerraum verlässt bauen wir eine Falle die die Welt seines gleichen noch nicht gesehen hat: Mit Hilfe von Brettern und alten Glasflaschen bauen wir eine Umzäunung samt "Fluchtgang" zur Türe, mitsamt einer Mäuserampe über die Türschwelle. Leider scheint die Maus ein grosser Stratege zu sein, denn sie durchschaut unseren Plan und macht sich unbemerkt aus dem Staub. Was folgt ist eine wilde Hetzjagd mit Machete und Taschenlampe um die Maus immer wieder aus ihren Schlupflöchern zu jagen - schliesslich ist sie so geschafft dass sie nur noch Gottergeben und keuchend in einer Ecke sitzt und uns mit grossen Kulleraugen anstarrt. Als wir die Maus, sicher verwahrt in einer alten Plastikschüssel, in Nachbars Garten ins Exil schicken wollen kommt uns eine ziemlich verwunderte Gastgeberin entgegen. "Wie die Tiere!" Meint sie immer wieder, sich auf unseren Tumult beziehend und neugierig auf die Plastikschüssel schielend. Als wir ihr erzählen dass wir eine Maus in ihrem Haus gefangen haben ist sie vollends aus dem Häuschen und schlägt sofort vor dass wir das Todesurteil vollstrecken - aber natürlich liefern wir unseren kleinen Gefangenen nicht aus, sondern begnadigen ihn. Trotzdem ist uns die Frau unglaublich dankbar und kann es immer noch nicht fassen dass wir die Maus gefangen aber nicht gekillt haben - Komische Kerle diese Europäer...

Die anschliessende Nacht ist denn auch nicht wirklich angenehm: Überall hört und spürt man Insektenbeine krabbeln, man hat das Gefühl unsere ganze Schlafstätte lebt - und wir haben die alte Wolldecke bitter nötig um uns vor der feuchten und kalten Luft zu schützen. Jana ist nicht mehr wirklich glücklich darüber dass wir uns bei einer armen Indiofamilie einquartiert haben (welche sich wirklich Mühe geben und sehr nett sind) anstatt in eine Hospedaje zu gehen wie andere Touristen. Zu dieser Meinung hat das Bad sehr viel beigetragen: Muss man auf die Toilette findet man sich in einem finsteren Loch wieder und steht einem schmutzigen fauchenden, und in alle Richtungen spritzenden Ungetüm gegenüber, welches einmal ein Klo war. Aber leider ist der Spülkasten kaputt und so ist der gesamte Boden immer circa drei Zentimeter mit Wasser überflutet und in der Ecke türmt sich das gebrauchte Klopapier. Die Dusche nebenan wird von den männlichen Bewohnern als Stehklo missbraucht und hat ihre ursprüngliche Funktion längst verloren. Denn die Leute gehen hier jeden Samstag Abend in die Sauna. Dort wäscht man sich einmal die Woche und zieht neue Klamotten an um für den Markt am Sonntag gerüstet zu sein. Weil es hier in den Bergen wirklich SEHR kalt ist und die kalte Dusche mit Doppelfunktion uns nicht reizen kann beschliessen wir auch die Sauna zu benutzen um uns zu waschen. Die Sauna ist ein kleines circa 1.5m hohes, 2m breites Steinhäuschen mit Erdboden und kleinem Schlupfloch zum reinkrabbeln. Will man die Sauna benutzen muss man zwei Stunden vorher anfeuern und Wasser in Kübeln anschleppen um es zu erwärmen, ein riesen Aufwand -aber wenn man endlich im heissen, dunklen Häuschen auf dem Bretterrost kauert und sich mit warmem Wasser waschen kann weiss man: der Aufwand hat sich gelohnt!

Der Markt am Sonntag ist das Highlight für die Leute hier. Obwohl man hier noch die ganze Woche über die sorgfältig gearbeitete, schöne Tracht trägt - die Männer rote Hosen mit weissen Streifen und ein weites weisses Hemd mit Hut, und die Frauen weite Röcke mit gewebten bunten Hemden - putzt man sich für den Sonntag besonders sorgfältig heraus. Hier wird alles eingekauft was man braucht und wir lassen uns stundenlang einfach in diesen farbigen und quirligen Gewühl mittreiben, geniessen das Leben rings um uns herum und lassen das ganze vor der imponierenden Bergkulisse auf uns einwirken. Guatemala pur! Auch unsere Gastgeberin, Rosa, webt diese feinen Stoffe für die Trachten und so erfahren wir dass man drei Monate lang weben muss bis man ein Hemd daraus machen kann - Wahnsinnsarbeit! Und so tut es einem denn auch weh wenn man sieht zu welchen Preisen diese Stoffe auf den Märkten an Touristen verkauft werden.

Dass die Leute hier in friedlicher Koexistenz mit diversen Krabbeltierchen leben erfahren wir auch erst später, als uns Rosa eines Morgens fragt ob wir denn gut geschlafen hätten und ob wir wirklich keine "Pulgas" in unseren Betten haben, was sie kaum glauben kann. Pulgas? Was zum Kuckuck sind denn Pulgas? - Mein Dicionario löst das Rätsel: Flöhe! Oh weh, das hatten wir befürchtet - und schlafen fortan um einiges weniger gut, aber für die Menschen hier sind Flöhe und Läuse praktisch selbstverständlich...

Nachts um drei Uhr in irgend einem Hotelzimmer nach dem Todos Santos Besuch. Ich habe wieder einmal eine Juck- und Krabbelattacke und denke im Halbschlaf nur an Moskitos, aber irgendwann dämmert es mit dass Mücken normalerweise nicht unter dem Bettlacken zuschlagen... SCHEISSE! Flöhe! Es scheint ganz so als ob sich so ein Todos Santos Floh - oder sogar eine ganze Flohfamilie, den vielen Stichen nach - mich als neuen Wohnort und Fressplatz auserkoren haben! Die restliche Nacht schlafe ich denn auch nicht wirklich gut und wetze am Morgen, noch im Schlafzeugs, durch die Stadt zur nächsten Apotheke. Die gute Frau in der Apotheke will mir weismachen dass Flöhe nicht auf Menschen leben sondern nur in Betten, ich deshalb nicht so ein Theater veranstalten soll. Schliesslich kaufe ich einen Anti-Insektenspray (Killt sogar Kakerlaken!) und kehre damit ins Zimmer zurück. Dort erkläre ich meinem Floh umgehend den Krieg und beschliesse die Genfer Konvention zu verletzen indem ich Giftgas einsetze. Kurz darauf habe ich mich von oben bis unten mit dem Zeugs ("Haut- und Augenkontakt vermeiden, nicht einatmen") eingesprayt und warte eine Viertelstunde in dem Nebel um sicherzugehen das nichts überlebt hat. Danach stehe ich laut fluchend sicher eine halbe Stunde unter der eiskalten Dusche und versuche das Zeugs welches mittlerweile an meinem ganzen Körper juckt mit mässigem Erfolg loszukriegen. Und: Der Floh ist Geschichte, er hat den Angriff anscheinend nicht überlebt!

Donnerstag, Juli 18, 2002

Ab in den Untergrund

Lanquin hat auch noch ein über zehn Kilometer langes Höhlensystem zu bieten, welches auf den ersten paar hundert Metern ausgebaut ist, inklusive Beleuchtung. Kurz nach vier Uhr Abends traben wir vor dem Gittertor welches den Höhleneingang versperrt an und lassen uns sagen dass die Höhle um 16 Uhr schliessen würde. Na toll! Praktischerweise kann man die Absperrung umklettern so dass wir doch noch zu unserem Höhlenrundgang kommen - und ohne Beleuchtung nur mit einer Kerze und einem kleinen zwei Dollar Radio mit eingebauter Mini-Lampe ausgerüstet wird das ganze noch viel eindrücklicher. Das flackernde Kerzenlicht lässt die Höhlenwände mit den Stalaktiten und Stalagmiten in bizarren Schattenmustern um uns herumtanzen, und vielfach werden die verschiedenen Galerien so gross dass sich die Felsen in der pechschwarzen Dunkelheit verlieren. Ziemlich Imposant! Natürlich kommt was kommen muss mit meinem untrüglichen Orientierungssinn: Wir kommen vom Weg ab und ich trete mit meinem Fuss ins Leere. Weil meine Kerze die schlechte Eigenschaft hat nur nach oben zu Leuchten sehe ich erst als Jana mit dem "Lampenradio" ankommt dass es hier etwa fünf Meter runtergeht - Das wäre wohl ein etwas zu spektakulärer Weg gewesen!

Als wir beschliessen umzukehren merken wir dass diese Galerie vier Ausgänge hat, plus einige Nischen und Spalten welche wir zuerst als Ausgänge ausschliessen müssen, und bei diesem miesen Kerzenlicht sehen halt alle Gänge gleich aus. Aber wir haben ja immer noch die Möglichkeit den nächsten Tag abzuwarten bis die Wärter das Licht anschalten, denn wir befinden uns vorsichtigerweise immer noch im ausgebauten Bereich; aber die einfache Variante ist einfach alle Gänge auszuprobieren solange wir noch Licht haben oder auf die Fledermäuse zu warten. Gesagt getan und Dank Janas gut ausgeprägtem Riechorgan erschnüffelt sie uns bald den richtigen Weg und schon sind wir zwei Hobby Wühlmäuse wieder beim Höhleneingang.
Hier machen wir es uns gemütlich und warten auf die Dämmerung um Fledermäuse zu beobachten. Eine halbe Stunde vor der Dämmerung beginnen wir in der Höhle Hunderte von Fiep-Lauten zu vernehmen und langsam erwachen zehntausende von Tieren zu Leben und strömen an uns vorbei in die beginnende Nacht. über eine halbe Stunde lang flattert eine schwarze Wolke von Fledermäusen an uns und der Kerze vorbei ins Freie und trotz ihres genialen Ortungssystems touchieren uns ab und zu einige dieser Tiere. Wahnsinn!

Dienstag, Juli 16, 2002

Natur in Lanquin


Lanquin ist ein kleines Dorf in den Bergen und die Backpacker zieht es in erster Linie dorthin wegen Semuc Champey, einer dreihundert Meter breiten Sandsteinbrücke unter welcher ein wild schäumender Fluss in die Dunkelheit verschwindet um später tosend wieder ans Tageslicht zu stürzen. Auf der Brücke merkt man denn ausser einem leisen Rauschen nichts von den Wassermassen welche sich unter einem durchquetschen - sondern geniesst die Sonne und das angenehme tiefblaue Wasser in den natürlichen Pools welche von einem anderen Bach gespiesen werden und in einer Art Wassertreppe von Pool zu Pool fliessen. Zum Glück ist der Ort nur mit 4x4 Pick-Ups zu erreichen, so hält sich die Besucherzahl in Grenzen und Jana kann in Ruhe eine faule schwarze Kröte fotografieren.

Die Umgebung von Lanquin bietet auch eine gute Ausrede für kleinere Wanderungen, der Backpackerbesitzer erzählt von einem kleinen Höhlensystem welches man besuchen könne - aber leider liegt das auf der anderen Seite des Flusses und leider hat man vergessen eine Brücke zu bauen. So packe ich meinen Rucksack mitsamt den Büchern, meinem Fotoapparat, Wasserflasche und Klamotten unter Janas zweifelnder Miene (Ihr geliebtes Fotospielzeug wollte sie mir nicht anvertrauen) in eine Plastiktüte und binde das ganze zu. Der Fluss ist dann doch etwas reissender als angenommen als wir ihn durchschwimmen und darum fische ich eine mit ihrem beinahe-verlorenen-Schuh kämpfende Jana zum ersten Mal aus dem Wasser. Ein paar Stunden später, auf dem Rückweg, fische ich zum zweiten Mal eine, sich an einem ins Wasser hängenden Ast festklammernde, Jana aus dem Fluss. Noch am selben Tag befreie ich noch eine am Ast hängende Amerikanerin vom Fluss welche zu einer Gruppe gehört welche in Autoreifen den Fluss runtertreibt - Hmmm, der Fluss scheint also in der Regenzeit doch mehr Wasser zu führen... Der Rucksack bleibt übrigens bis auf ein feuchtes Buch ganz trocken!

Montag, Juli 15, 2002

Und wieder einmal Busreisen...

Weiter geht's mit langen und anstrengenden Busfahrten über schlechte Strassen Richtung Berge. Hier in Zentralamerika ist es üblich dass Dich die Busfahrer an einer Kreuzung mitten im Nichts absetzen mit der Bemerkung: "Es wird ein anderer Bus vorbeikommen welcher euch mitnimmt"; und dann sitzt Du mit deinem Rucksack an irgend einer menschenleeren staubigen Strasse und hoffst auf einen Bus. Aber bis jetzt hat es erstaunlicherweise auch immer geklappt... Überhaupt ist das hier mit dem Busfahren so eine Sache: Es scheint keine öffentlichen Fahrpläne zu geben, hier muss man sich durchfragen, kriegt sich widersprechende Antworten und wird manchmal sogar zum Haus des Busfahrers verwiesen; wo man dann am nächsten Morgen auch einsteigt bevor er die Leute einsammeln geht.

Anyway, auch an diesem Tag werden wir kurz vor dem Eindunkeln wieder an einer Strassenkreuzung ausgesetzt. Der Nachteil diesmal: Es regnet. Der Vorteil: Es hat eine kleine Pulperia wo man halbwegs geschützt ist. Aber die mürrische Bedienung sagt uns dass der nächste Bus erst in eineinhalb Stunden kommen wird... Glücklicherweise nimmt uns ein Lastwagen mit, was uns zunächst aber vor neue Probleme stellt: Jana steht wie ein geprügelter junger Hund mit hängenden Ohren im Regen, starrt mit grossen Augen auf den Lastwagen und sagt: "Das mach ich nicht!". Denn um auf die Ladefläche zu kommen muss man hier zuerst die über zwei Meter hohe Bretterwand erklimmen, sich unter der Regenplane durchquetschen, um sich danach auf der anderen Seite herunterfallen zu lassen - was gar nicht so einfach ist mit einem schweren Rucksack auf dem Rücken und einem am Bauch. Aber der Beifahrer hat Erbarmen und schlüpft auf die Ladefläche und wir können komfortabel im Führerhaus mitfahren. Der Lastwagenfahrer, ein Indio, freut sich dass wir von soweit hergekommen sind um seine Stadt zu besuchen und redet und lächelt ununterbrochen und setzt uns mit seinem Lastwagen genau vor der Hospedaje ab.

Sonntag, Juli 14, 2002

Mayastätten

Aber trotzdem besuchen wir Tikal, eine Ruinenstadt der Mayas welche in ihrer Blütezeit (700 AD) über 100'000 Einwohner hatte, nur zweihundert Jahre später aus mysteriösen Gründen verlassen wurde und erst 1848 wiederentdeckt wurde. Das interessante von Tikal sind die restaurierten bis zu siebzig Meter hohen Tempel welche den Urwald überragen und auf denen man eine tolle Aussicht über den Dschungel hat -nordwärts sind es sechshundert Kilometer Nonstop Dschungel bis zur nächsten Mexikanischen Stadt. Allerdings werde ich hier der Illusion beraubt dass die Maya Stätten aussehen würden wie in den Indiana Jones Filmen - Aber die noch nicht restaurierten Tempel sind kaum zu erkennen, so mit Erde überdeckt und mit Bäumen bewachsen sind sie. Die heutigen Bewohner von Tikal sind kuschelige Ameisenbärartige Viecher welche jegliche Scheu vor Touristen abgelegt haben - In der Regel sieht man zuerst einen hochaufragenden Schwanz hinter irgendwelchen Ruinen auf- und abtanzen bis dann schliesslich eine neugierige behaarte Schnauze mit schwarzen Kulleraugen auftaucht. Ein ganz freches Exemplar marschiert schnüffelnd einen ganzen Kreis um Jana welche in der Zwischenzeit hektisch versucht ein Porträt zu knipsen - Ihrer guten Laune nach zu urteilen war sie dieses Mal erfolgreich ;-).

Wir beschliessen eine zweite, weit weniger eindrucksvolle Mayastätte zu besuchen welche nicht so leicht über eine asphaltierte Strasse erreicht werden kann - denn das Beste an den Ruinenausflügen ist doch wenn man mitten in der Natur eine vor Jahrhunderten verlassene Stadt auftauchen sieht. Um die Bootsmiete für die einstündige Anfahrt bezahlbar zu machen schliessen wir uns mit drei Belgiern zusammen und brausen bald darauf einen träge vor sich hin fliessenden tiefbraunen Fluss hoch - mitten durch unberührte Natur. Am Zielort angekommen erleichtern uns zwei Polizisten welche gelangweilt mitten im Nichts des Grüns auf einem am Boden liegenden Baumstamm sitzen um einen halben Dollar Eintrittsgebühr. Jetzt trennt uns nur noch eine halbe Stunde Fussmarsch über einen Pfad durch den eindrucksvollen Dschungel von den Ruinen. Aber die Moskitos machen uns einen Strich durch die Rechnung: In schwarzen Wolken fallen sie über uns her, mir können sie Dank geeigneter Kleidung und Kin-Kon (dem hiesigen Anti-Brumm - "mas efectivo!!" & "Im Falle einer Vergiftung rufen sie den Arzt" steht darauf) nichts antun. Aber der Belgier kann vor lauter um sich schlagen nicht einmal mehr seine Digicam halten. Die Ruinen sind denn auch nicht wirklich eindrucksvoll, aber dafür war die Anreise toll...

Donnerstag, Juli 11, 2002

Auf nach Guatemala

Guatemala. Endlich bin ich hier - doch leider bleiben nur noch zwei Monate übrig bis mich das Flugzeug zurückbringt, die Zeit fliegt so schnell vorbei... Aber vorerst bin ich ja noch hier, merke allerdings wenig davon dass ich mich jetzt im Land der Berge, der immer noch lebendigen Indiokultur und der Mayas befinde - Denn wir reisen zuerst im Karibikteil des Landes welcher sich doch sehr von den Highlands unterscheidet. Im Lonely-Planet wird eine Backpacker-Finca in Poptun über eine Seite lang hochgelobt, was ein absoluter Rekord ist. Aber leider, leider entpuppen sich die Treehouses als stillose Holzhäuschen auf Pfosten welche im zwanzig Meter Abstand auf einer Wiese mit Golfrasen stehen, die Adventure Trips sind Reittouren zu irgendwelchen Flüssen und anstatt dass all dieses in eine Finca verpackt ist gibt es ein Restaurant im europäischen Stil wo wir uns auf das teure Salatbuffet stürzen wie Wölfe welche zwei Wochen lang nichts mehr gegessen haben. Endlich wieder einmal Salat mit richtigem Dressing, und sogar echtes Brot gibt es - herrlich! Am nächsten Morgen verlassen wir den Ort fluchtartig was die meisten anderen Backpacker gar nicht verstehen können - aber es ist halt nicht dieses ursprüngliche Guatemala welches wir sehen wollen... Eine Erfahrung welche mir wieder einmal zeigt dass wir besser fahren wenn wir die Lonely-Planet Highlights zugunsten von den Lonely-Planet do not's auslassen.

Samstag, Juli 06, 2002

Zum kristallklaren Wasser der Karibik

Danach geht's flott weiter mit unseren in der Zwischenzeit ziemlich schmutzigen Rucksäcken auf die Bay Islands, das sind die Karibischen Hondurasinseln, um uns von den Strapazen des Urwaldes zu erholen. Früher waren diese Inseln Schlupfwinkel für englische Piraten, heute sind sie Taucherparadies; aber noch immer dominiert dieses komische Karibikenglisch was den Inseln einen ganz besonderen Flair verleiht. Die nächsten vier Tage machen wir hier unseren Tauchschein was zu unserem empören in eine ziemliche Theorieorgie ausartet - Aber es hat sich gelohnt! Als wir dann das erste mal in diese andere Welt abtauchen und an den Korallenwänden und bunten Fischen vorbeischweben haben alle ganz grosse Augen und ich muss so grinsen dass ich Wasser schlucke... Jana musste ich sehr intensiv zum Tauchen überreden weil sie fest der Meinung ist dass sie nicht unter Wasser gehöre, und so hat sie denn auch ziemlich grosse Augen und hechelt wie ein Hund bei 40 Grad an der Sonne, als sie das erste Mal unter Wasser ist... Aber wir gewöhnen uns schnell an das neue Medium, nur manchmal schwebt sie noch wie ein Korken an die Wasseroberfläche und paddelt dort oben wie ein Wasservogel anstatt Fisch zu spielen und elegant in fünf Metern Tiefe den Sicherheitsstopp zu machen wie es der Tauchlehrer will, welcher ihr dann auch ziemlich erstaunt hinterher kuckt als sie nach oben schwebt und sich fragt was sie wohl dort oben tut... Bei unserm letzten Fundive (kostet hier nur 12$) schwimmt Jana als mein Tauchpartner genau hinter mir als wir in eine Korallenschlucht (swim-through) einbiegen; aber Jana ist so in das Korallengucken vertieft dass sie an der Abzweigung vorbeizischt und seelenruhig geradeaus weiterpaddelt. Als ich mich dann nach ihr umdrehe und sie nicht finden kann denke ich mir dass sie bestimmt wieder Korken an der Wasseroberfläche spielt (weil wir gerade am auftauchen waren) und suche deshalb die Wasseroberfläche ab - aber weit und breit keine Jana! Als ich dann langsam Angst kriege (die Korallenwand wo wir entlang geschwommen sind fällt circa 50 Meter tief ab) und mit dem Divemaster zurückschwimme kommt uns eine völlig ahnungslose immer noch-die-Korallen-bestaunende Jana ruhig entgegen gepaddelt. Hätte sie der Divemaster nicht zusammengeschissen hätte ich es getan!





Nachdem wir also in 80 Fuss Tiefe ein Wrack bestaunt haben und das Riff auch noch mit Schnorcheln erkundet haben, wo ich Dussel in eine Qualle hineingeschwommen bin (was ziemlich unangenehm ist) beschliessen wir Robinson Crusoe zu spielen und auf einer dieser vorgelagerten Miniinseln zu übernachten, welche nur aus weissem Strand und ein paar Palmen bestehen. Aber nachdem wir uns bei den Einheimischen Bootsbesitzern erkundigt habe wissen wir dass alle privat sind bis auf eine - und auf dieser ist alles ziemlich Touristisch, was nicht gerade unsere Idealvorstellung ist. Unser genialer Ausweichplan besteht darin einfach auf die andere Seite der Insel zu wandern (welche unbewohnt ist) und dort eine Nacht am Strand zu verbringen. So traben wir also, kaum sind die Wunden von unserem letzten Hikingtrip verheilt, wegen einer Schnapsidee mit Wasser, Essen und Hängematten los... Und weil ich leider nicht den Orientierungssinn einer Brieftaube habe, verlaufen wir uns natürlich und landen an einem ganz anderen Strand. Auf dem Weg dahin entdecken wir einen Mangobaum und wir können so unseren Essvorrat aufstocken - wenn ich nicht so verfressen gewesen wäre und nicht gleich alle aufgegessen hätte.

Endlich am Strand angekommen verwandeln wir uns sofort von prustenden Walrössern in fleissige Bienchen: Ich habe mir vorgenommen die wohl nobelste Feuerstelle in der ganzen Karibik zu bauen und schleppe daher allerlei Sachen und Holz kreuz und quer über den Strand; während Jana eine unschuldige und verängstigte Krabbe entdeckt hat welche sie mit ihrem Fotoapparat über die halbe Küste jagt, immer vorsichtig von Stein zu Stein hüpfend und die Kamera balancierend. Aber natürlich schafft sie es nicht ein Foto zu knipsen und macht dafür aus Frust X Fotos von einem ganz normalen schwarzen Seeigel... Tsts, Leute gibt's! Später löschen wir unseren Durst mit Kokosnüssen welche man haufenweise findet und Jana schnippelt sicher zwanzig Minuten mit der Machete an einem Exemplar herum ohne ihr auch nur einen Tropfen Kokosmilch zu entlocken - dafür sieht diese misshandelte Kokosnuss auch wirklich skurril aus. Anyway, die Feuerstelle mit Steinbänken und Windschutz steht und die Hängematten baumeln zwischen den Palmen als der Himmel immer dunkler wird. Sechs Tage sind wir nun auf dieser Insel und nie hat es geregnet, also wird es wohl auch heute kein Gewitter geben, oder? -Eine halbe Stunde später suchen wir Unterschlupf unter einem alten Treehouse wo wir (Jana sei Dank) noch das Palmwedeldach so gut als möglich ausbessern um vor dem Regen geschützt zu sein - was nur einigermassen gelingt, und so wird es eine ziemlich lange Nacht und wir tapsen am nächsten Tag denn auch ziemlich zerfleddert Richtung Dorf zurück...

Um etwas Abwechslung in die schier endlose Busfahrerei zu bringen planen wir die letzte funktionierende Bahnstrecke von Honduras mit ein: Ein uraltes koloniales Überbleibsel aus dem Kaffeeboom des letzten Jahrhunderts welches noch zweimal die Woche durch längst verlassene Plantagen holpert. Als wir losfahren stösst die Diesellok beängstigend grosse schwarze Qualmwolken aus und schon holpern wir auf alten Holzbänken über schon fast zugewachsene Schienen durch verlassene Plantagen - und die Passagiere (Wir sind die einzigen Touristen) lachen jedes Mal wenn's besonders arg holpert und wir wieder auf unseren Holzbänken herumfliegen. Die letzten Tage in Honduras verbringen wir noch an der Karibikküste, denn so schnell werde ich das karibische Meer wohl nicht wiedersehen... Der Schweizer Besitzer des Backpackers wo wir uns einquartiert haben stellt uns Seekajaks zur Verfügung und so paddeln wir mit ihnen los um eine Lagune zu erkunden - einfach um unseren Entdeckerdrang zu befriedigen. Dass paddeln nicht unsere ureigenste Bestimmung ist merken wir daran dass ich üble Blasen an den Händen kriege und dass bei Jana das zurückpaddeln zum Strand nicht wirklich elegant ausgesehen hat. Tja, eigentlich ist sie auf allen vieren, das Paddel hinter sich herziehend, an Land gekrochen weil sie von einer Welle ins Wasser geschubst wurde.

Freitag, Juni 28, 2002

Die Hütte im Urwald

Mittlerweile hat es uns hier in Honduras in eine Finca von einem Deutschen verschlagen, welcher über zehn Jahre lang kreuz und quer um den Globus gereist ist. Über diese Zeit plaudert er denn auch gerne wenn er Opfer findet - und wir sind am Abend bei der Petroleumlampe (Strom gibt es hier nicht) auch dankbare Zuhörer. Auch erwähnt er ein kleines Häuschen in den Bergen mitten im Dschungel - Naja, nicht mittendrin, aber immerhin eine Stunde Fussmarsch von der nächsten Behausung und der nächsten Strasse entfernt... Das ist genau was wir gesucht haben; eine Holzhütte im Dschungel ohne Strom Wasser und Gas! Also traben wir ins Dorf und kaufen Lebensmittel für fünf Tage ein, sind bepackt wie zwei Lastesel - als absolute Luxusgüter schleppen wir 2 Liter Cola und eine Flasche Rum (natürlich nur für medizinische Zwecke ;-) mit hoch - und machen uns am nächsten Morgen auf den Weg. Mit von der Partie ist auch mein neustes Spielzeug, eine Machete welche uns in den Wäldern und am Strand zum trinken von Kokosnüssen gute Dienste leistet. Schweisstriefend, zerkratzt von dem Grünzeugs und gejagt von den Mücken erreichen wir schliesslich die Hütte - Irgendwie sieht das alles sehr viel angenehmer und eleganter aus wenn sich die Filmhelden durch den Dschungel wühlen...

Anyway, in der Hütte finden wir eine gefüllte Petroleumlampe (Juhuii, Licht!), ein paar alte Matratzen (Toll, nicht in der mitgebrachten Hängematte schlafen) und Geschirr für die Feuerstelle hinter dem Haus. Aber leider leider übles leider finden wir kein Besteck, nur einen alten Plastiklöffel in dem übel schmutzigen Geschirr - Tja, so essen wir halt die Spagettis am Abend gemeinsam mit dem einen Löffel nachdem wir sie (Taschenmesser sei Dank) zu einem Mus klein gehäckselt haben. Hier geht aber auch wirklich das letzte bisschen Kultur flöten, Spaghettis mit dem Löffel essen! Tststs...

Dieser Meinung scheint auch die ältere amerikanische Dame zu sein welche uns nach drei Tagen Aufenthalt auf ihrer geführten Pferdetrekking-Tour unerwartet besuchen kommt. Weil wir mit ihrem Reiseführer und dem Pferdeführer spanisch sprechen hält uns die Dame für irgendwelche komischen Einsiedler die hier wohnen - zum Glück haben wir keinen Spiegel sonst wüssten wir vielleicht warum ;-). Jedenfalls denkt sie nicht dass wir englisch sprechen und es ist wirklich sehr witzig wie sie den Reiseführer, welcher uns auch ziemlich amüsiert angrinst, über unser "Einsiedlerleben" ausquetscht. So stellt sie Fragen wie "Und sie (damit sind wir gemeint) kochen alles auf dem Feuer?" - klick, klick und surr, schon photographiert sie unsere Kochstelle mit ihrer Digicam wo wir gerade Frühstück kochen. Oder sie fragt "Woher haben sie denn das Trinkwasser?" als sie neugierig in unserer Hütte herumschnüffelt - Na offensichtlich aus dem Bach werte Frau! Oder "Und sie schlafen wirklich in diesen Hängematten?", worauf ihr der Reiseführer unser Luxusschlafzimmer mit Dschungelpanoramablick und mitgebrachtem Moskitonetz unter dem Dach zeigt. Schliesslich spricht sie uns doch noch auf englisch an als sie den Siddharta von Hermann Hesse auf dem Tisch entdeckt – nachdem sie ihre neugierige Nase in jeden Winkel gesteckt hat. Phuuu! Endlich fühlen wir uns nicht mehr begafft wie Affen im Zoo; was aber leider auch mit sich bringt dass wir der wissbegierigen Dame eine Illusion zerstören: Ja, gnädige Frau wir haben die hohe Kunst des Lesens gelernt, sprechen sogar englisch (vom Akzent mal abgesehen ;-) und sind genauso Touristen... Kaum haben wir uns geoutet werden wir mit Fragen bombardiert und der Reiseführer geniesst sichtlich seine Auszeit und lächelt uns schelmisch zu. Dieser Strolch!

Aber eigentlich wollte ich ja schreiben was wir in diesen fünf Tagen "back to the basics" Leben alles so durchgemacht haben. Also abgesehen vom täglichen Wasserschleppen vom Bach unten zur Hütte (je 30 Liter!), und vom Feuerholz suchen im Dschungel sind wir ziemlich faul und träge, ab und zu machen wir Ausflüge in den Dschungel was aber eine ziemlich mühsame Angelegenheit ist weil die Pfade hier fast alle wieder zugewachsen sind und man sich mit der Machete durchschlagen muss. Jana hat ihre ganz persönliche Fehde (Ich verkneife mir das Grinsen) mit einer ganz miesen Sorte von Gras welche einen ganz übel zerkratzt - das geht so weit dass sie so mit der Machete wütet dass das Grünzeugs nur so von ihr wegfliegt, aber nach zehn Minuten ist die Luft raus und sie stampft frustriert von dannen mit den Worten "Ist ja kein Zustand hier! Mist. Ich muss mich baden und danach will ich mein Buch in der Hängematte lesen!" - Ich weiss bis heute noch nicht wer bei dieser Aktion mehr Blut gelassen hat: Die völlig zerkratzte Jana oder das niedergesäbelte Grünzeugs... Als ich dann eine Stunde später auch zur Hütte zurückkehre kommt mir eine ziemlich verschwitzte Jana entgegen (vor lauter Wut zischen kleine schwarze Dampfwölkchen aus ihren Ohren) und sie gesteht mir dass sie die ganze Zeit die Hütte gesucht habe... Und auch ich lerne dass einem die Natur nicht immer freundlich gesinnt ist, denn als ich beim Holzhacken mit der Machete irrtümlich ins Strohdach stochere erwische ich ein Wespennest und schon summen Hunderte von diesen Dingern um mich herum, ich lasse alles fallen und spurte schreiend den Hügel hinunter - anscheinend schnell genug, denn ich werde nur drei Mal gestochen. Ausser den Wespen haben wir noch zwei Schlangen als Hausgäste; eine lebt bei der Feuerstelle und die andere hinter irgendwelchen Säcken in der Hütte.

Am morgen essen wir jeweils frische Pancakes welche mit Holzasche gepudert sind weil wir sie auf dem Holzfeuer gebacken haben und geniessen die Aussicht und die Geräusche des Dschungels. Auch das Duschen ist ein Ereignis für sich; der Bach ist circa 200 Meter unterhalb von unserer Hütte mitten im Wald unter einem grünen Blätterdach wo man sich mit Seife und einer Plastikschüssel als Duschbrausenersatz gemütlich duschen kann - Die Krönung dieser Urwalddusche ist wenn dann noch ein schönes Gewitter aufzieht...

Nach fünf Tagen kehren zwei ziemlich zerkratzte, zerstochene, verdreckte und verschwitzte Wesen in die Zivilisation zurück - Phuu, auch wenn es noch so schön ist Nachts mit einer Petroleumlampe in einer Hängematte im Dschungel zu sein, die Zivilisation hat auch sein gutes ;-).

Freitag, Juni 21, 2002

Honduras und die Grenzformalitäten

Weiter geht's nach Honduras wobei die Grenzformalitäten wieder Stunden dauern: Erste Schlange anstehen um Ausreiseformular ausfüllen zu können, ein zweites Mal anstellen um den Ausreisestempel in den Pass zu kriegen. Dieser Beamte behält den Pass in Verwahrung und stellt mit akribischer Sorgfalt eine Rechnung über 2$ aus - um die zu bezahlen ist Schlange stehen vor dem Kassahäuschen angesagt wo uns jedoch nur ein Einzahlungsschein in 5-facher (!!!) Ausfertigung ausgestellt wird den wir doch bitte in der Bank nebenan einzahlen sollen... Mit der Quittung in der Hand dränge ich mich in der ersten Schlange unter lautem Protest vor und halte endlich wieder meinen Pass in der Hand. Das 6te und letzte Mal anstehen ist für den Honduras Einreisestempel - Und trotzdem erzählt man sich die Deutschen wären DIE Bürokraten, Tststs.

Tegucigalpa, die Hauptstadt gefällt mir nicht besonders - Vielleicht liegt es daran dass unser Hotel nicht gerade in der sichersten Gegend liegt - dafür gerade vis á vis vom Busterminal welches uns weiterbringen soll. Um sieben Uhr Abends wird unser Hotel verriegelt wie eine Festung, da gibt es kein herein- und auch kein herauskommen mehr. Das Nachtessen nehmen wir im Comedor nebenan ein und die grösste Attraktion für die Gäste dort ist, als draussen auf der Strasse jemand überfallen wird. Hier schaut jeder nur auf sich, wegschauen wenn was passiert dass einem nicht betrifft ist die Devise - Hilfe darf man nicht erwarten wenn man überfallen wird.

Mir scheint es so als ob hier jedermann bewaffnet wäre, denn als ich am nächsten Tag in der Bank vor dem Metalldetektor stehe, sehe ich dass dort praktisch alle Honduranischen Kunden ihre Revolver abgeben - Nichts wie weg aus dieser Stadt und hoch an die Karibikküste aufs Land!

Dienstag, Juni 18, 2002

Auch der Pass geklaut...

Am Abend erreichen wir Puerto Cabeza an der Karibik. Endlich! Die Leute hier staunen nicht schlecht als sie erfahren dass wir nicht per Flugzeug oder Schiff sondern mit Bussen quer durchs ganze Land angereist sind. Eigentlich sollte Puerto Cabeza der Ausgangspunkt für unser nächstes Abenteuer werden: Wir wollen von hier nach Honduras einreisen (wieder einmal meint der gute alte Lonely-Planet das gehe nicht...) und dort die fast unbewohnte Mosquito (nur Dschungel und Flüsse, keine Strassen) zu durchqueren. Nach zwei Tagen Fragerei haben wir endlich den ersehnten Exit-Stempel in unserem Pass - die Grenze ist zwar noch 100 Kilometer entfernt aber Grenzposten gibt es keine...

Der Pass mit dem noch feuchten Stempel kommt mir eine Stunde später weg als ich Trottel am Strand einschlafe und mir unbemerkt jemand meine schmutzige Hose welche gleich neben mir liegt wegklaut. Mist! Jana das arme Schaf (Ausdruck von ihr geprüft, aber nicht gebilligt ;-) folgt mir den langen Weg zurück nach Managua um einen neuen Pas zu organisieren; aus der Traum von der Mosquita... Nach drei Tagen warten und 106 $ Gebühren wird mir der Pass welcher in Costa Rica ausgestellt wurde ausgehändigt, einen Dank an das rasch und freundlich arbeitende Konsulat!

Mittwoch, Juni 12, 2002

Das ländliche Nicaragua und über das Busfahren

Nach diesem Städtemarathon zieht es uns wieder aufs Land: Wir wollen die kaum bewohnte Nord-Ost Region des Landes fernab von den Rucksacktouristen besuchen. Unser Lonely-Planet hüllt sich darüber in Schweigen und meint bloss man solle die Finger davon lassen (Plündernde Banden Landminen aus dem Krieg und so gut wie keine Polizei) die Einheimischen welche wir befragen halten die Gegend aber ausschliesslich als sicher. Let's go!! Was zeigt das der Lonely-Planet manchmal ziemliche Unzulänglichkeiten hat...

Die nächsten zweieinhalb Tage reisen wir per Chickenbus an die nördliche Karibikküste von Nicaragua; die Durchschnittsgeschwindigkeit liegt vielleicht bei circa 20 Km/h und die Erdpiste ist so schlecht dass ich mir ab und zu meinen Kopf am Busdach anstosse weil ich mich nicht mehr auf dem Sitz festhalten kann (zum Glück kann weder bei meinem Kopf noch beim Busdach nichts mehr kaputtgehen). Ab und zu durchfahren wir Flüsse (wieso denn Brücken bauen?!) oder durchqueren so tiefen Schlamm dass ich Angst habe wir bleiben stecken. Einmal müssen wir bei einer Brücke zuerst die Holzbalken wieder herrichten bevor der Bus ohne Passagiere darüber fährt, ich wusste gar nicht dass man Holz so stark verbiegen kann ohne dass es bricht...


Immer wieder passieren wir einzelne ganz einfache Holzhäuser mit Strohdächern und kleinen Kindern welche alle ganz dicke Bäuche haben. Später habe ich die Gelegenheit einem Arzt deswegen zu fragen und er meint dass dies durch Parasiten in den Mägen der Kinder verursacht würde. Zum Mittagessen halten wir in einem winzigen Dorf bei einem Comedor an. Dieser Comedor besteht aus einem einzigen Raum (Küche, Schlafplatz, Esstische) gekocht wird natürlich auf Holzfeuer und auf dem Erdboden spazieren Enten und Hühner während man für umgerechnet einen US Dollar sein Mittagessen holt. Während ich esse entdecke ich an der Wand zwei Plakate einer US Hilfsorganisation: Plakat Nummer eins erklärt WARUM eine Latrine doch eine ganz nützliche Einrichtung sei und Plakat Nummer zwei WIE man so eine Einrichtung benutzen sollte - In dieser Gegend gilt sogar ein Plumpsklo als Luxus...

Immer wieder hält unser Rüttelbus an um Leute und Waren auf- oder abzuladen, was immer wieder in einem einzigen grossen Chaos endet, weil der Bus völlig überladen ist. Ich habe jeweils beide Hände voll zu tun um unsere Rucksäcke und die Gitarre (Mittlerweile hat sich uns eine Schweizerin aus Aarberg angeschlossen) vor tropfenden Dieselkanistern, kackenden Hühnern oder einfach schlammtriefenden Gummistiefeln zu bewahren. So ist es denn auch nicht verwunderlich dass es im Bus zu offenen Konflikten kommt: Plötzlich hören wir eine völlig entsetzte Frauenstimme rufen: "Aber Señora, nehmen sie bitte ihre Füsse aus meinem Käse!! Ich bitte sie, so etwas macht man doch nicht!" Aber die angesprochene Frau welche mit ihren schmutzigen Gummistiefeln mitten in einem Korb voll mit abgedecktem weissem Käse steht ignoriert die Dame und nimmt ihre Füsse erst aus dem Käse als ihr angedroht wird denselben bezahlen zu müssen. Ich meinerseits habe meine Fehde mit einer anderen Dame welche ihre Hühner auf unsere Rucksäcke schmeisst, denn zufällig weiss ich von früher (Tja, was man nicht so allerlei nützliches lernt!) dass Hühner einem den Rucksack ziemlich übel Vollscheissen können. Also bringe ich die Rucksäcke unter einigem Protest und gegackere und geflattere von den Hühnern in Sicherheit. Mein Engagement gibt mir Recht denn einige Stunden später entdeckt der Busbegleiter die im eigenen Kot auf dem Busboden liegenden Hühner eingeklemmt zwischen Reissäcken (notabene direkt neben dem zertrampelten Käse) - und verlangt nun seinerseits von der Besitzerin dass sie die Schweinerei aufwische. Praktisch veranlagt wie die Dame ist, (und aus Mangel an Papier) packt sie ein Huhn an den Beinen und wischt mit diesem flatternden Ding, sozusagen als lebender Putzlappen, kurz über den Busboden und alle sind zufrieden.

Zusätzlich zu den Dieselkanistern (immer noch tropfend) den Reis- und Bohnensäcken(verschissen), dem Käsekorb (zertrampelt von schlammigen Stiefeln) und den Hühnern (auch ziemlich zerfleddert) führen wir noch quiekende Schweine mit. Diese sind hübsch verpackt in Leinensäcken so dass je nach Verpackungsgrad nur noch Schnauze oder Kopf heraus schaut. Die kleinen quickenden Gesellen werden im Bus, die grossen auf dem Busdach mit transportiert - was ganz schön unangenehm werden kann wenn sie pinkeln und die Sauce ins geöffnete Fenster tropft. Dieser Meinung ist jedenfalls Jana als sie empört an ihrem vollgespritzten T-Shirt schnüffelt und resigniert meint: "Iiih, jetzt rieche ich nach Tier...". Mitfühlend wie ich bin versuche ich ihr einzureden dass es bestimmt nur irgendwelches Regenwasser war und gebe mir dabei Mühe nicht allzu sehr die Nase zu rümpfen.

Die Nacht verbringen wir in Siuna, DER Stadt im Umkreis von 200 Kilometern wie uns die Bewohner stolz verkünden. Strom gibt es schon seit ein paar Tagen nicht mehr weil man im örtlichen E-Werk irgendwelche Probleme mit dem Dieselgenerator habe, was aber normal wäre. Fliessend Wasser gibt es auch nicht und als Toilette dient ein Plumpsklo. Um sich zu waschen und zu duschen schöpft man im Kerzenlicht mit einer kleinen Plastikschüssel das trüb-grüne Wasser aus einem Trog welches aus einem Ziehbrunnen stammt. Das Highlight sind aber die winzigen Bretterverschläge von Zimmern mit den Hinweisschildern wo darauf steht: "Bitte pissen und scheissen sie nicht in die Zimmer" Wäääh - Ab diesem Moment betrete ich das Zimmer nur noch höchst widerwillig. Touristen gibt es hier keine, höchstens Nicaraguanische "Geschäftsleute" welche umher reisen und den Pulperias irgendwelche Artikel wie Seife oder Wäscheklammern verkaufen, daher sind wir extrem begehrte Gesprächspartner bei den Leuten.

Hier kaufe ich auch für 3 Cents einen Stapel Malariamedikamente welche in der Schweiz über 30 SFr. kosten - und eine nette Frau zeigt uns daraufhin noch die Kirche, der Stolz der Leute und das restliche Dorf. Überhaupt sind die Leute hier in Nicaragua sehr freundlich und hilfsbereit und das Land gilt zurecht als das sicherste in Zentralamerika obwohl es das ärmste ist - aber eben es ist ein 3. Welt Land und darum muss man sich nicht wundern wenn viel geklaut wird (Darüber später mehr). Am nächsten Tag als wir nach stundenlangem Warten und Suchen (Die Leute hier sagen einem lieber was falsches als gar nichts) endlich einen Bus welcher in unsere Richtung fährt finden, fährt auf dem Busdach sogar noch ein ergeben blickender Hund mit hängenden Ohren und ein Polizist mit schusssicherer Weste und Sturmgewehr mit. Ersterer weil sein Herrchen auf den Markt will und der zweite um uns vor den Banditen zu beschützen (oder umgekehrt) - mich dauern jedenfalls beide als der Bus kurz darauf wieder durch Schlaglöcher holpert so dass wir uns auf den Sitzen festhalten müssen.

Donnerstag, Juni 06, 2002

Managua und Umgebung


Inzwischen sind die Reisecheques wieder ersetzt (geht wirklich schnell und unbürokratisch) und weiter geht's mit einem Städtehüpfen nach Managua, Masaya Leon und Matagalpa. Nach langem Reisen ohne in grossen Städten zu sein ist Managua eine Wohltat für unsere Seele: Hier gibt es klimatisierte Hochglanz US-Einkaufstempel wo wir stundenlang herum streunen können nur um wieder einmal die Ambiance von "unserer" Welt einfangen zu können. Keine Mercados welche nach Kot und ungekühltem Fleisch stinken. Bei Jana treibt dieses "Zurück in die Zivilisation" - Feeling solche Blüten dass sie eine halbe Stunde lang in einer Parfümerie verbringt und so viele Sorten durchprobiert dass auch ich von oben bis unten voll mit Parfum Müsterchen bin und so süss dufte wie eine Bordsteinschwalbe in Amsterdam. Bei mir endet es darin dass ich morgens um zehn Uhr mit heraushängender sabbernder Zunge und leuchtenden Augen am verschlossenen Eisengitter von Macdonalds klebe und sehnlichst darauf warte dass ich was bestellen kann - Tja, täglich drei Mal Reis und Böhnchen können einen Menschen schon prägen ;-). Und dann das Kino: Diese 2$ Investition hat sich voll gelohnt; ganz egal was es für ein Film ist, es geht nur darum wieder einmal mit sauberen Klamotten im sauberen Kinosessel zu sitzen. Nach dem Film wird mir wieder einmal bewusst dass hier in Managua eine Zweiklassengesellschaft lebt: Die Reichen welche sich in den American Malls tummeln und die armen welche in den Wellblechhütten hausen. Das Prozedere nach dem Filmende ist das folgende: Wir werden alle in die eigene und moderne Tiefgarage dirigiert welche von Maschinenpistolen bewaffneten Wächtern beschützt wird. Dort warten schon Taxis -aber nur solche von renommierten Unternehmen wo man weiss das sie vertrauenswürdig sind, denn hier darf man nicht einfach in ein X-beliebiges Taxi einsteigen. Nachts verschanzt man sich hier hinter Eisengitter und Stacheldraht und läuft keinen Meter zu Fuss. Managua ist nicht wirklich toll: Das Zentrum wurde wiederholt von Erdbeben zerstört (Zuletzt 1972) und es wurde nicht wieder aufgebaut, so ist die Stadt heute eine unstrukturierte Ansammlung von Wohnhäusern und Mercados ohne Zentrum und Planung.

Dazwischen besuchen wir noch den Vulkan Masaya, welcher noch aktiv ist, ganz schön qualmen soll und viele weitere Sehenswürdigkeiten wie Fumaroles, Lavahöhlen, und und und haben soll. Leider haben sie vergessen zu erwähnen dass die asphaltierte Strasse unter praller Sonne hochführt (In Managua hat es Morgens um 8 Uhr schon 32 Grad bei hoher Luftfeuchtigkeit) und wir haben nur drei Liter Wasser dabei. Schliesslich nimmt uns das einzige Auto weit und breit mit, die beiden Franzosen vor uns müssen zu Fuss weiter - wir sehen sie zwei Stunden später mit hochroten Köpfen wie Maschinen an uns vorbei stampfen als wir gerade im Schatten unsere berühmten Sandwichs mampfen. Der Krater qualmt denn auch gewaltig und beissender Schwefelgeruch nimmt uns den Atem während es mich zu dem Punkt am Kraterrand zieht wo die Indios früher junge Frauen opferten indem sie sie in den Krater schmissen - aber der Aufseher bremst uns weil die Dämpfe zu giftig wären und auch Jana scheint darüber nicht unglücklich zu sein, denn sie meint ich wäre so begeistert von der Indio Saga dass ich sie am liebsten auch herunterschupsen würde, was natürlich eine gemeine Unterstellung ist ;-)... Danach machen wir uns weiter unten am Vulkan auf die Suche nach den Fumaroles: Längst sind unsere Wasserflaschen leer als wir endlich ein winziges Dampfwölkchen entdecken welches sich unauffällig aus einem Erdloch herauszuschleichen versucht - welche Enttäuschung, stundenlang quälten wir uns in dieser Hitze ab und alles was wir von den versprochenen Highlights entdeckt haben ist ein mickeriges Dampfwölkchen... *Grmpf*

Samstag, Juni 01, 2002

Von geklauten Kreditkarten und Traveller Cheques

Tja, und dann passiert das was mir passieren musste (und mir gewisse Leute auch prophezeit hatten). Ich vermisse meine Bauchtasche mit meinen Kreditkarten und all meinen Reisecheques... In solchen Momenten ist es praktisch wenn man nicht alleine reist man hat dann immer noch jemand der Bank spielen kann. In Sachen Geld sind Jana und ich ein Dream-Team: auch sie hat ewig Probleme mit ihrer Karte Geld zu kriegen, alleine wären wir schon wohl längst irgendwo verhungert.

Anyway, ich habe das Gefühl dass meine Tasche noch in El Castillo liegen könnte, also nichts wie hin, sind ja nur 20 Stunden reise (one way)...*Ächz*. Dort angekommen finde ich natürlich nichts und ich muss so schnell wie möglich alles sperren lassen weil mir die Sachen sehr wahrscheinlich auf der Fähre geklaut worden sind. Ein Satellitentelephon welches mich 6 USD die MINUTE kostet ist da nicht wirklich geeignet dafür... Tja und das sind denn so die Zeiten wo einem das Reisen echt anstinken kann; denn aus Mangel an einem Transportmittel sitze ich in einem kleinen Dorf fest. Ich wohne im schäbigsten Hotel (man kann ja schliesslich nicht viel ausgeben wenn man nichts mehr hat) und esse in der billigsten, heruntergekommensten Bretterbude eine Tortilla. Sie ist zwar billig, aber das Tortilla ist kalt - und gespickt mit ganz winzigen Ameisen welche ich wegzufusseln versuche. Alarmiert von den Tierchen untersuche ich dieses Tortilla-Ding etwas genauer: der Kürbissalat hat wirklich komische Farben und das Schweinefleisch (Ja hört nur gut zu: ich esse wieder Fleisch hier!) ist wirklich eklig. Aber unter einigen Brechreizen verspeise ich dieses Ungetüm dann doch in der schmuddeligen Bretterhütte mit Erdboden - Ein Wunder das ich mir nichts eingefangen habe (Im Managua McDonalds kann man in den Toiletten folgender Spruch lesen: Bitte waschen sie sich die Hände um Cholera zu vermeiden, wähhhh!).

Zurück nach Granada geht es in den nächsten zwei Tagen mit dem Bus über Managua. Die Busfahrt ist zwar anstrengend und mein Hintern hat ziemlich gelitten aber sie ist es doch Wert. Die Strasse ist eine Erdpiste mit riesen Schlaglöchern - wir müssen zwei mal Reifen wechseln und sechs mal Kühlwasser nachfüllen. Das Dach von unserem Bus (wie alle, ein alter US Schulbus) ist voll mit Körben und Ersatzreifen und Leute fahren zeitweise auf dem Dach mit. Die Häuser welche ich unterwegs sehe (Zeit genug habe ich, denn das Durchschnittstempo war bei ca. 30Km/h) haben fast ausschliesslich Palmblätterdächer und die Wände sind aus dünnen Ästen wo man überall durchsehen kann - aber alle besitzen einen uralten winzig kleinen schwarz-weiss Fernseher. Autos kreuzt man eigentlich keine hier höchstens Fahrräder und Pferdekarren. Am Abend, bei einem Restaurant mit Billardtisch und "Disco" sieht man keine Golf GTI's parkiert sondern Unmengen an angebundenen und gesattelten Pferden wie im Wilden Westen!

Freitag, Mai 31, 2002

Granada

Hier trennt sich Niels wieder von uns (Reist südwärts) und auch Vera zieht's weg in eine Sprachschule in Guatemala. Ich verbringe hier die nächste Woche bei einer Nicaraguanischen Familie mit drei kleinen Kindern und erfahre dabei so allerhand über das Land und die Leute. Diese sprechen gerne über die wirren Jahre nach der Somoza Diktatur, der Zeit unter den Sandinisten und schliesslich die Contra Rebellen; Leider gibt es auch weniger schöne Sachen, so bricht die Hausfrau von meiner Gastfamilie in einem Gespräch mit mir in Tränen aus weil ihr Mann sie ziemlich schlecht behandelt, was hier sehr häufig zu sein scheint, nach einer Woche als ich wieder ausziehe fällt mir der Abschied schwerer als nach 8 Wochen bei meiner Ticofamilie, soviel zur Herzlichkeit der Leute hier.

Dienstag, Mai 28, 2002

Am Rio San Juan Del Sur


Weiter geht's diesmal mit einer richtigen Fähre und keiner Nussschale zu einem ziemlich abgelegenen Ort (Alle Lebensmittel kommen zweimal die Woche mit dieser Fähre). Das Boot legt am Abend von der Insel ab um am nächsten Morgen am Südende des Nicaraguasees anzukommen. Vera und Niels (ein netter Holländer den wir aufgelesen haben) wollen die Nacht auf harten Bänken im stickig -heissen und überfüllten Aufenthaltsraum verbringen. Jana und meine Wenigkeit wollen unsere Hängematten irgendwo im Freien aufhängen. Leider passt das unserem Schiffsaufseher, einem kleinen Männchen um die 50 mit eindrucksvoller goldbestickter Mütze nicht: Lauthals wettert er los als ich irgendwo in luftigen Höhen auf den Aufbauten herumklettere um die Hängematten zu befestigen. Hartnäckig ignoriere ich ihn bis die Hängematten befestigt sind um mich danach über meine Tat zu entschuldigen - So läuft das hier, Hauptsache die Dinger hängen. Die Nacht verbringen wir Cuba-Libre schlürfend über dem rauschenden Wasser in unseren Hängematten - Das es trotzdem ziemlich Kalt wurde darf man ja nicht zugeben. Das Schiff sieht aus wie ein Flüchtlingsdampfer: völlig überfüllt liegen die Leute kreuz und quer auf dem Deck. Als die einzigen Gringos und noch dazu mit Hängematten bewaffnet werden wir natürlich misstrauisch beobachtet: Vor allem unser Schiffsaufseher taucht immer wieder hinter den komischsten Stellen auf um uns unauffällig und misstrauisch zu beobachten ob wir wohl wieder was anstellen werden.


In San Carlos, einem kleinen Kaff mit schlammigen Strassen angekommen, nehmen wir gleich ein Boot welches uns 50 Kilometer Flussabwärts in ein kleines völlig abgelegenes Dorf mitnimmt. Die Flussfahrt ist auch hier wieder ein Erlebnis: Der Fluss ist völlig braun und fliesst durch praktisch unbesiedeltes Gebiet, immer wieder legt das kleine Boot am Ufer an um Leute aufzunehmen oder abzuladen; aber Anlegestellen gibt es nirgends und auch wundere ich mich immer wieder woher diese Leute kommen oder wohin sie gehen, weil Häuser kann man fast nirgends entdecken - nach dem Anlegen montieren die Leute fast immer ihre Gummistiefel, was zuweilen ziemlich komisch aussieht weil ja alle ihre Sonntagskleidung tragen wenn sie in die "Stadt" gehen...

Auch auf diesem Boot sind wir die einzigen Touristen und man kommt leicht mit den Einheimischen ins Gespräch; so erfährt man dass hier viele Leute weder lesen noch schreiben können (nur ihre Unterschrift) und dass viele noch nie irgendwo anders als an ihrem Fluss waren in ihrem Leben. Wozu denn auch? Schliesslich arbeitet man hier sieben Tage die Woche ohne Ferien wenn man Arbeit hat - und das Geld fehlt meistens auch. Nach vier Stunden kommen wir in El Castillo einem Dorf mitten im Nichts an. Die Häuser stehen hier alle auf Pfosten am oder über dem Fluss, die kleinen Klohäuschen stehen immer über dem Wasser weil man ja keine Kanalisation kennt und manche Leute ziehen sich das Wasser zum Duschen einfach mit einem Kübel hoch ins Badezimmer. Praktisch... Frischwasser ist äusserst rar und so ist es normal wenn der Wasserhahn trocken bleibt wenn man den Hahn aufdreht, normalerweise hat man pro Tag vielleicht eine Stunde Wasser, und so steht auch im Bad von unserer Hospedaje ein rostiges altes Ölfass welches man immer mit Wasser füllt - Der Wasserhahn ist immer offen, man will ja nichts verpassen wenn man um 2 Uhr morgens plötzlich Wasser hat. Aus diesem Wasserfass nimmt man denn auch das Wasser um sich zu duschen und für die Toilette.

Das Dorf hat keine Telefone - das heisst eigentlich gäbe es eine Richtstrahlverbindung, aber die funktioniert schon seit Urzeiten nicht mehr und so ist die einzige Verbindung ein Satellitentelephon im Luxushotel der Stadt, doch davon später ;-). Das Leben spielt sich hier meistens am Fluss ab, die Kinder planschen in der Hitze im schlammigbraunen Wasser und die Leute sitzen den ganzen Tag in ihren Schaukelstühlen ohne etwas zu machen, ja das Leben ist ruhig. Von meinen drei Mitreisenden ernte ich Ekel und Unverständnis wenn ich mich auch in dem braunen Fluss bade und mich einseife weil unser Wasserfass schon seit einem Tag leer ist. Frauen welche ewig duschen und sich immer die Haare waschen können ganz schön stressig sein wenn man sich ein Wasserfass teilen muss. Gekonnt halte ich mich von den Toilettenhäuschen am Fluss fern und geniesse das erfrischende Bad im kühlen Wasser mit den einheimischen Kindern... An den Tagen die wir hier verbringen spazieren wir in der Umgebung oder paddeln in einem Holzkanu irgendeinen Fluss hoch. Die Leute hier sind wahnsinnig nett, wenn man zum Beispiel den Fluss überqueren will holt einen immer jemanden ab oder nimmt einen mit und Geld wollen sie nicht annehmen, das Leben ist hier noch in Ordnung... Niels hat wohl irgendwas schlechtes gegessen denn er muss sich zwei Tage lang erbrechen und lässt es sich trotzdem nicht nehmen an unseren Ausflügen teilzunehmen (Harte Kerle diese Holländer ;-) Allmählich habe ich das Gefühl dass sich alle Leute um mich herum was einfangen, denn auch Jana (Gruss auch an Dani ;-) hatte 10 Tage lang ziemliche Magenprobleme in San Juan del Sur bis sie sich in eine Baracke wagte dessen Schild besagte das es eine Klinik wäre, die Kakerlaken schien das allerdings nicht zustören. Die Ärztin liess sie erst wieder gehen als sie ihr 3 Liter isotonische Salzlösung eingeflösst hatte, Jana war wohl schon ziemlich ausgetrocknet...

Eigentlich kamen wir nach E1 Castillo um eine alte Spanische Festung zu besichtigen, denn dieser Fluss war Jahrhunderte lang der wichtigste Weg um nach Granada und damit zu den Spanischen Kolonien in Lateinamerika zu kommen. Die Ruine zeugt von grossen Schlachten welche hier zwischen den Spaniern und den Engländern mitten im Nichts geführt wurden. Zurück qeht's in die "Zivilisation" nach Granada.

Montag, Mai 20, 2002

Ometepe


Nach einer Woche in der Stadt und an einem kleinen Badeort an der Pazifikküste geht's auf eine Insel auf dem riesigen Nicaraguasee. Die Nussschale welche uns in eineinhalb langen Stunden auf die Insel Ometepe bringt schaukelt so stark dass schon nach 10 Minuten der erste kotzt - Natürlich nicht über Bord sondern mitten ins Boot; und das Wasser welches überall hinschwappt verteilt die ganze Sauce schön im Boot, zum Glück nicht bis zu uns so dass ich mich zusätzlich zum an den Pfosten klammern um nichts mehr kümmern muss. Jana sitzt friedlich auf irgendwelchen Reissäcken und scheint zu schlafen, wie ist denn das möglich?

Das Leben auf der Insel ist noch ziemlich ursprünglich: Überall sind Schweine und Hühner auf der Strasse und die Leute sind wahnsinnig nett und hilfsbereit, noch überhaupt nicht Touristenverdorben wie in anderen Ländern. Fliessend Wasser und Strom gibt es höchstens ein paar Stunden pro Tag weil sie immer wieder Versorgungsprobleme haben - wie übrigens in ganz Nicaragua nur nicht so ausgeprägt, aber man gewöhnt sich daran...

Ometepe besteht aus zwei Vulkanen welche sich mitten im Nebelwald schön kegelförmig erheben. Sie geben einen guten Vorwand für eine Wanderung ab. Vera schnaubt und pfeift schon nach 15 Minuten mit hochrotem Kopf wie eine Dampflokomotive und beschliesst dann das der Vulkan diese Anstrengung nicht Wert wäre. Die letzten 3 Stunden kämpfe ich mich mit Jana durch 30 Zentimeter tiefen braunen Schlamm hoch. Am Anfang noch sorgfältig darauf bedacht möglichst sauber zu bleiben geben wir dieses Vorhaben auf als uns zwei völlig verschlammte Amis entgegenschlittern... Just in dem Moment wo wir mit einem Seil zu dem Kratersee hinunterklettern kommt der Nebel zurück, aber Jana ist so mit der Kletterei beschäftigt dass ihr die Aussicht völlig egal ist, naja jeder wie er will... Nach einem Picknick am See kehren wir um, und plötzlich kommt uns ein völlig verdrecktes und keuchendes Schlammmonster entgegen welches sich bei näherer Betrachtung als Vera entpuppt die sich verbissen den Vulkan hoch kämpft. Sie schliesst sich uns wieder an ist aber so erschöpft dass sie regelmässig wie eine Uhr alle zwei Minuten wieder voll in den Schlamm purzelt. Ich muss mir Mühe geben nicht allzu sehr zu grinsen sonst schmiert sie mich noch mit Schlamm voll. Um sieben Uhr früh sind wir losgezogen und um 16:00 hat uns die Finca wieder zurück. Völlig Latino atypisch fährt der letzte Bus 10 Minuten zu früh ab und so stehen wir an der verlassenen Strasse ziemlich dumm da. Ich möchte auf der Finca übernachten aber die Mädels stellen sich aus unterschiedlichen Gründen quer: Vera will nur noch frische Klamotten und ihr Linsenzeugs welches in unserer Hospedaje liegt und Jana hat voll den Abenteuergeist gepackt: Sie sieht nur noch einen Nachtspaziergang am Strand wo man ja auch übernachten könne (was auch möglich wäre, weil Kriminalität gibt es hier auf der Insel noch nicht). So zotteln wir im Mondlicht los und plaudern bis uns nach 1 1/2 Stunden ein Reiter zu seinem Nachbarn führt welcher uns -gegen Gebühr- mit seinem Pick-up zu unserer Hospedaje fährt; Autos sind auf der Insel ziemlich rar... Die restlichen Tage verbringen mit dem Erkunden der Insel per Bus oder auch auf der Ladefläche eines Lastwagens stehend.

Sonntag, Mai 12, 2002

In Nicaragua

Nicaragua. Das Land welches Somoza ausgeblutet hat, das Land der Sandinisten und der Contrarebellen. Ein Land welches das Pech hatte zum Spielball zwischen Ost und West zu werden und immer wieder von Naturkatastrophen wie Erdbeben, Überschwemmungen und Hurrikanen heimgesucht wurde. Obwohl der Krieg schon lange vorbei ist kann über 30% der Bevölkerung weder lesen noch schreiben und mehr als 50% sind Arbeitslos. Ein 3. Welt Land...

Dieses schlechte Bildungsniveau führt aber manchmal auch zu niedlichen Situationen, vor allem wenn man sich in Bussen mit Leuten unterhält - Wenn man diesen Versuchen überhaupt Gespräch sagen kann ;-). So wird man Beispielsweise gefragt wie viele Busstunden entfernt die Schweiz denn liege und als ich einmal zur besseren Verständigung eine örtliche Landkarte auspacke bemerke ich dass die Leute noch nie eine Karte ihrer Region gesehen haben, überhaupt haben die meisten Leute welche auf dem Land leben noch nie ihre Gegend verlassen und kennen von ihrem eigenen Land eigentlich nichts. Die Leute welche Arbeit haben arbeiten meistens 6 oder 7 Tage die Woche und verdienen circa 1$ pro Tag...

An der Grenze zu Nicaragua geht es hektisch zu und her: Man muss sich an X-verschiedenen Menschenschlangen gedulden, Kinder wollen einem das Gepäck tragen und Taxifahrer wollen uns übers Ohr hauen. Zwei Stunden später sitzen wir in einem drückend heissen und völlig überfüllten 60er Jahre Bus nach Rivas. Hier im Bus begegne ich zufälligerweise wieder den beiden Engländerinnen auf Weltreise welche ich schon in San José und auf der Puntarenas Fähre begegnet bin - Zufälle gibt's... Rivas ist eine kleine Provinzhauptstadt und genauso wie ich mir Nicaragua vorgestellt habe: Auf den staubigen Strassen sieht man viele Fahrräder um die wenigen uralten und klapprigen Autos und Busse kurven. Die Waren balancieren die Frauen in grossen Körben auf dem Kopf oder sie werden in Schubkarren von Hand gezogen; auch Pferde werden noch häufig eingesetzt. Touristen gibt es kaum und ich bin heilfroh das ich etwas Spanisch kann. Die Taxifahrer welche dich gestern noch eiskalt angelogen haben dass kein Bus mehr fahre grüssen dich auf der Strasse und plaudern mit einem als ob nichts gewesen wäre... Und immer wieder ist es ein Erlebnis durch die farbigen, lärmigen und duftenden (manchmal auch ekligen) Märkte zu gehen und dem Leben zuzuschauen.

Donnerstag, Mai 09, 2002

Wandern in Costa Rica


Die letzten Tage in Costa Rica verbringen wir im Norden des Landes auf einem Bauernhof welcher ziemlich weitab jeglicher Zivilisation auf circa 800 Meter über Meer liegt. Und wieder einmal sind wir überrascht von der Vielfalt der Natur hier: Heute morgen noch in Mal Pais bei über 30 Grad, Palmen und weissem Strand - und am Abend desselben Tages sind wir an einem Ort den man mit einer Schweizer Alp verwechseln könnte! Naja, nicht ganz: Anstatt der Alpenkulisse sieht man den Vulkan Rincon de la vieja und die Kühe hier haben riesige Flatterhängeohren und einen Höcker, so dass sie für uns ziemlich drollig aussehen.


Um acht Uhr am nächsten Morgen traben wir zusammen mit dem Sohn vom Farmer und einem unternehmenslustigen Hund los um in den 5 Kilometer entfernten Nationalpark zu kommen. Der Junge marschiert den Berg hoch wie eine Berggemse und wir zwei Schweizer lassen uns auch nicht lumpen und ziehen mit - dieses ausserolympische aber zweifellos auf hohem Niveau stattfindende (man muss sich ja ab und zu selber auf die Schulter klopfen oder?) Costa Rica - Schweiz Duell endet aber mit einem Tico Triumpf weil sich Bronco dieser dumme Köter einen Schlusssprint wegen eines Stöckchens nicht verkneifen kann. Das Schiedsgericht wird noch eruieren ob ein regelwidriger Stöckchenwurf vorliegt oder nicht...

Dieser Nationalpark liegt in vulkanisch sehr aktivem Gebiet und darum ist das heutige Highlight eine warme Wasserquelle. Das Wasser sprudelt mit über 40° extrem Mineralhaltig aus der Erde und es ist sehr erholsam darin zwei Stunden zu baden - wenn nur nicht dieser permanente Schwefelgeruch wäre; denn zwei Tage später stinkt meine Haut immer noch stark danach *Bähh*, aber wen stört's, schliesslich verspricht der Reiseführer eine therapeutische Wirkung - We'll see, bis jetzt besteht die Wirkung jedenfalls nur darin dass sich unser Silberschmuck schwarz verfärbt hat...


Nicht wegzudenken vom Bauernhof ist unser hyperaktiver "Kampfwurm" den wir in unser Herz geschlossen haben und welcher uns seit unserer Ankunft auf Schritt und Tritt folgen will. Dieser Kampfwurm ist ein Hundewelpe undefinierbarer Herkunft mit riesengrossen schwarzen Kulleraugen. Anscheinend kann er die Vorder- und Hinterbeine noch nicht zusammen koordinieren und so rennt manchmal das Hinterteil in die eine und das Vorderteil in die andere Richtung was unweigerlich zum Sturz führt. Auch wenn er uns begrüssen kommt überholt ihn beim bremsen immer wieder sein Hinterteil und nachdem er rückwärts in einen Wanderschuh geklatscht ist purzelt er tollpatschig über den Boden. Tja, es sieht nicht so aus als ob er sich irgendwann mal zum Intelligenzbolzen entwickeln wird. Für den nächsten Tag planen wir eine 34 Kilometer Wandertour im selben Nationalpark. Unser Gastgeber will uns dazu überreden doch wenigstens die 10 Km hin und zurück zum Nationalpark per Pferd zurückzulegen (als guter Geschäftsmann offeriert er uns als Option auch gleich den ganzen Tag mit Pferd und Führer an). Aber noch immer die gestrige Niederlage im Kopf lehnen wir ab und beschliessen alles zu Fuss zu gehen. Auf dieser Tour begegnen wir allerhand vulkanischen Aktivitäten: brodelnde Schlammlöcher, 80° warme kleine Seen die brodeln, Löcher aus welchen Wasserdampf schiesst und einen "Vulcanito" welcher tief blubbernde Geräusche von sich gibt und gefährlich qualmt - all dies unter einer miefenden Schwefelglocke und im trockenen Wald. Alles in allem ein sehr interessanter Tag bis auf die Tatsache dass uns auf dem Nachhauseweg eine Wolke kleiner Fliegen überfallen hat die wir zuerst als harmlos eingestuft haben, uns aber ziemlich zerstochen haben...

Samstag, Mai 04, 2002

Surfen an der Pazifikküste

Ich konnte mich immer noch nicht von Costa Rica trennen und bin zur Zeit mit einem Schweizer an der Pazifikküste in einem kleinen Örtchen Namens "Mal Pais" wo wie hängen geblieben sind und vom Surf Virus befallen wurden - aber leider muss ich in einer Woche Costa Rica verlassen wenn ich nicht saftige Ausreisegebühren an der Grenze bezahlen will. Mal schauen ob es mir in Nicaragua gefallen wird, oder ob ich wieder hierher zurückkehren werde...

Der Dani hat die ersten vier Tage hier mit einem Spiessrutenlauf von Toilette zu Toilette verbracht -und deren gibt es hier nicht allzu viele! Naja, manche Leute mögen anscheinend das Lauftraining auf die harte Tour, denn sonst hätte er die Warnung betreffend Eiscreme auf der Puntarenas Ferry ernstgenommen: als er in der drückenden Hitze wohlig grunzend und mit selig verklärtem Gesicht an seinem Eis knabbert ist er felsenfest davon überzeugt dass es das Risiko Wert wäre - Nach 4 Tagen Dünnpfiff kann ich ihm kein Statement mehr betreffend "Fressgier contra Dünnpfiffrisiko" entlocken - aber ich arbeite daran!

Bis vor ein paar Tagen dachte ich dass diese typischen braungebrannten und blonden Surfer nur in Hollywoodstreifen existieren, aber hier in Mal Pais läuft diese eigentümliche Gattung gleich in Rudeln frei herum - und wir packen diese Chance um diese rare Spezies in ihrem ureigenen Revier zu studieren... Ich glaube wenn wir hier das Wellenreiten kritisieren würden, würde man uns der Ketzerei bezeichnen und geteert und gefedert aus dem Dorf schmeissen. Aber so etwas tun wir ja nicht, schliesslich sind wir hier um die altehrwürdige Kunst des Reitens auf der Welle zu erlernen... *Räusper* -Mein Hirn hat wohl schon zu lange an der Sonne geschmort weil ich solche Sachen schreibe! Apropos Sonne: welche Farbe hat denn der Nebel im Moment in der Schweiz? *Hehehe*
Anyway, am letzten Sonntagmorgen (Das Surferleben wird durch die Gezeitentabelle bestimmt) traben wir zwei Greenhörner frohen Mutes mit einem "Longboard" unter dem Arm hinter unserem natürlich braungebranntem und blondem Surflehrer ins tosende Meer. Fünf Minuten später sausen wir auf unseren Brettern stehend dem Strand entgegen. Wow! Naja, Welle kann man dem weisssprudelndem Flaum hinter meinem Brett wahrlich nicht sagen, aber immerhin stehe ich. Fazit von diesem ersten Tag: Man muss nicht unbedingt blond sein um Surfen zu können, das Wellenreitgen können auch dunkelhaarige besitzen: Denn wir haben den ersten nicht blonden Surfer gesehen - Nein nicht Dani oder ich! Wir sind erleichtert!

Das schwierigste ist mit dem Brett hinaus zu paddeln ohne gleich wieder mit der nächsten Welle an Land gespült zu werden wie ein gestrandeter Wal. Aber auch die anderen Surfer kämpfen mit diesem Problem: Wir haben Exemplare beobachtet welche 15 Minuten wie wild versucht haben über das Weisswasser hinaus zu paddeln und sich dann völlig erschöpft ohne ein einziges Mal gesurft zu haben wieder haben an Land spülen lassen. Überhaupt ist es erstaunlich wie ineffizient dieser Sport doch eigentlich ist: 5 Minuten paddeln und dabei alle paar Sekunden durch tosende Wellen tauchen ( Zwei Meter hohe Wellen sprudeln doch schon ein wenig...) nur um danach 45 Sekunden auf dem Brett zu stehen!

Diese Whitewater-Zone scheint so eine Art natürliche Barriere zu sein um die Greenhörner wie mich von den richtig schönen Wellen fernzuhalten denke ich mir. Am zweiten Tag gelingt es mir irgendwie in einem ruhigen Moment keuchend, japsend und alles andere als elegant hinauszukommen. Ehe ich mich so richtig über meine ,Heldentat freuen kann bricht schon die erste grosse Welle über mir zusammen - ich liege auf dem Brett um wieder ans Ufer zu schippern aber leider taucht die Nase von meinem Brett ins Wasser (wie ging das doch gleich noch mal mit der Gewichtsverlagerung?) und wirble durchs Wasser. Kaum tauche ich auf bricht schon das nächste Ungetüm über mich hinein, das Brett hat sich von der Sicherheitsleine an meinem Fuss losgerissen und wird an Land gespült während ich mir nach Luft schnappend verspreche in Zukunft die grossen Wellen den Profis zu überlassen.

Mittlerweile versuche ich mich auf einem kurzen Brett welches mir ein Ami der hier Pferde verleiht geliehen hat - der Hacken an der Sache ist, dass dieses Brett so klein ist dass es sehr wenig Auftrieb hat und ziemlich kippelig ist. Entsprechend unbeholfen stelle ich mich denn auch an; 3 Monate täglich surfen wären nötig bis man sich mit so einem Brett in den grossen wellen tummelt... Ausser surfen machen wir hier nicht viel, wie lümmeln in den Hängematten herum und pflegen unsere zahlreichen Schürfungen, blauen Flecken und Muskelkater (Ich habe mir das Surfen eigentlich entspannender vorgestellt), essen selbstgepflückte Mangos oder köcheln eine Suppe an unserem Kochplatz. Und trotzdem fliegt die Zeit so schnell vorbei dass ich am liebsten hier bleiben würde.

Sonntag, April 07, 2002

Vulkane im Doppelpack

Eine unserer letzten Touren hier in Costa Rica gilt wieder mal den Vulkanen - hoffentlich haben wir dieses Mal mehr Glück!

Der Poas präsentiert sich denn auch wunderbar: nach dem wir ein paar Stunden am völlig vernebelten und eiskalt windigen Kraterrand verbringen werden wir mit einer wunderbaren Aussicht auf den heissen Kratersee und die austretenden Gase belohnt. Aber, oh Schreck, was ist denn das? -Uns präsentiert sich der See milchig-weiss und nicht tiefgrün wie auf allen Postkarten, aber das ist uns egal.


Am nächsten Tag machen wir uns zum wahrscheinlich spektakulärsten Vulkan, dem Arenal, auf. Seit 1968 ist er wieder aktiv und spuckt seither jeden Tag Lava aus, was besonders in der Nacht ziemlich spektakulär sein soll... Zwei Tage nacheinander Glück zu haben wäre natürlich zu viel des Guten gewesen - der Himmel ist ziemlich grau und ein weiteres Mal versteckt sich ein Vulkan in den Wolken... Aber halb so schlimm; wegen dem Vulkan gibt es hier ziemlich viele heisse Quellen in denen wir baden wollen, aber die Hotels zu welchen diese Bäder gehören verlangen bis zu 17$ Eintritt pro Gringonase! Deshalb beschliessen wir unseren eigenen warmen Fluss zu finden. Nach circa einer Stunde suchen (und ein paar missmutig geknurrten Worten von Vera wieso sie eigentlich all unsere Schnapsideen mitmachen würde) planschen wir vergnügt im Wald unterhalb des Vulkanes in einem circa 30 Grad warmen Fluss in einer Art natürlichem Becken.

Wir sind ganz alleine und der tiefgrüne Dschungel gibt zusammen mit dem dampfenden und über die Steine rauschenden klaren Wasser eine grandiose Kulisse ab - es ist schon fast kitschig schön hier... Zufrieden sitzen wir stundenlang im Wasser bis wir ganz schrumpelig sind, süffeln Schaumwein und Malibu den wir vorher gekauft haben und geniessen dazu eine frische Ananas bis die Dunkelheit hereinbricht.

In der Nacht gehen wir dann doch noch in ein Bad und relaxen weiter. Und als die Wolken aufreissen und man die Sterne sieht kraxle ich hoch um noch mal einen Blick auf den Vulkan zu werfen. Die drei anderen bleiben hier und planschen ihre Füsschen lieber im warmen Wasser als damit über spitze Steine zu stolpern... Und siehe da, kaum bin ich ein paar Minuten weg sehe ich wie bestellt beim paar Kilometer entfernten Vulkan eine kleine Eruption. Die rotglühende Lava fliegt heraus dass es aussieht wie ein Feuerwerk und man sieht den Lavastrom herunterfliessen und langsam abkühlen... 30 Sekunden später ist alles vorbei und ich bleibe der einzige von uns vieren welcher den Vulkan in Action gesehen hat: Bis sich die anderen, aufgescheucht durch mein aufgeregtes rufen und begeistertes quietschen aufgerappelt haben ist die Show zu Ende - und auch noch heute geht das Gerücht um dass ich gar nichts gesehen habe sondern nur die anderen hochscheuchen wollte... Naja. Tja, Faulheit wird eben bestraft *smile*. Obwohl ich in dieser Nacht zweimal aufgestanden bin (von unserem Hotel aus hat man eine gute Sicht) um ihn nochmals zu sehen blieb es das einzige mal. Am nächsten Tag ist das Wetter nicht besser und weil es verboten ist auf den Vulkan zu wandern machen wir uns auf einen Wasserfall zu besuchen. Dieser liegt in einem Talkessel im Wald und ist ziemlich touristisch mit vielen Gringo's und Kassenhäuschen (3$ pro Nase, der absolute Wucherpreis, wo doch unser Hotel nur 5$ kostet) - was uns aber nicht so stört denn wir hatten ja gestern etwas spezielles. Das Wasser ist zwar verd#@* kalt aber es macht schon riesig Spass unter einem Wasserfall zu baden!

Sonntag, März 31, 2002

Delphine und Urwald

Weil es hier anscheinend viele Delphine gibt düsen wir morgens um sieben Uhr mit einem Boot hinaus auf das offene Meer. Wir treffen dann auch tatsächlich auf einige kleine Delphingruppen und Wasserschildkröten bevor wir am Nachmittag auf eine riesige Delphingruppe stossen. Das GPS vom Bootsführer sagt mir dass wir uns circa 35 Meilen vor der Küste befinden, das Meer ist hier um die 300 Meter tief. Überall um uns herum schwimmen Delphine, man sagt uns es wären geschätzte 300 Tiere! Nach ein paar Minuten beginnen ein paar Delphine mit dem Boot zu spielen, springen hoch, legen sich quer, spritzen das Boot voll, fiepen und und und... Wahnsinn! Als wir mit Flossen und Schnorchel ins Wasser steigen nehmen sie jedoch kaum Notiz von uns und schwimmen weiter, schade aber man kann ja nicht alles haben oder?

Das Meer hier draussen ist wunderbar klar und tiefblau, es ist eine Freude hier zu Schnorcheln obwohl man keine Fische und keinen Grund sieht, alleine das Blau und das Spiel der Sonnenstrahlen mit den Wellen genügen - zu sehen wie sich die Sonnenstrahlen in der Tiefe verlieren...

Am nächsten Tag gehen wir in den Naturpark wandern - natürlich wieder per Boot denn das scheint hier die einzige Transportmöglichkeit zu sein, was by the way nicht ganz billig ist. Dieser Nationalpark ist ziemlich gross und es hat fast keine Leute hier was die Sache noch interessanter macht. Einmal stolpere ich fast über eine Schlange und das gute Tier ist so aufmerksam dass es nur circa zwei Meter weit weg "schlängelt" und sich danach herrlich in eine Macho Pose wirft damit ich sie gut fotografieren kann.

Samstag, März 23, 2002

Nationalpark Corcovado

Langsam (oder eigentlich ziemlich schnell) geht meine Zeit hier in Costa Rica zu Ende. Aber ich weiss schon jetzt dass ich Costa Rica und die Leute hier ziemlich vermissen werde - aber das ist doch ein gutes Zeichen, oder?

Die Osterwoche ist nun schon ein paar Tage vorbei aber trotzdem ist sie mir noch lebhaft in Erinnerung. Denn für fünf Tage gingen wir zum Corcovado Nationalpark, das ist der grösste und auch einer der einsamsten und naturnahensten Naturparks in Costa Rica. Er liegt ganz im Süden an der Pazifikküste und ist dementsprechend ziemlich schwer erreichbar. Zu erst steht eine circa 6 stündige Busfahrt von San José nach Palmar an - Die Tickets haben wir vier Tage vorher organisiert und hatten ziemliches Glück dass wir noch welche bekommen haben. Denn während der Osterwoche fliehen alle Tico's ans Meer - was schlimmer ist als unser alljährlicher Gotthardstau.

Hier in Zentralamerika ist natürlich auch das Ticket kaufen mit einem 30 Minütigen Schlange stehen verbunden, aber man gewöhnt sich ja an alles... Nach dieser Busfahrt werde ich mich in Zukunft sicher zuerst informieren ob der Buschauffeur einen schwarzen Vollbart trägt oder nicht - denn offensichtlich ist es hier nicht ratsam mit so einem Bart herumzulaufen; wie mir scheint. Denn in diesen 6 Stunden Busfahrt wird unser Bus sage und schreibe drei Mal kontrolliert! Aber man hat ja schliesslich gelernt geduldig zu sein beim ewigen Schlange stehen... Zwei Mal werden wir nach Drogen untersucht (Aber nicht wirklich intensiv wie mir schient, halt Tico-Style) und einmal von der Verkehrspolizei; was die Reisezeit um über eine Stunde erhöht. Darum werde ich in Zukunft sofort wieder aussteigen wenn ich am Steuer "meines" Busses einen Vollbarttragenden Guerillamässig aussehenden Chauffeur entdecke ...*smile*


In Palmar angekommen suchen wir uns einen Taxifahrer welcher uns in das circa 15 Kilometer entfernte Sierpe fährt, denn dorthin fahren keine Busse mehr... Hut ab vor dem Taxichauffeur denn dieser muss sich sein Geld auf dieser doch ziemlich miesen Naturstrasse schwer verdienen (Armes Taxi...). Ziemlich durchgeschüttelt und Staub-gepudert (das Zeugs klebt so schön wenn man bei über 30° Celsius und 90% Luftfeuchtigkeit "etwas" schwitzt :-) erreichen wir unser Billig-Hotel. Sierpe ist ein ziemlich kleines Kaff welches aus ein paar Holz & Blech Hütten, einem Hotel, zwei oder drei Bars, einem kleinen Laden und aus einem Fussballplatz besteht. Von hier aus starten wir am nächsten Tag zur letzten Etappe unserer Reise: Einer Bootsfahrt welche uns circa 30 Kilometer Flussaufwärts ins Meer und an die, ein paar Kilometer weiter entfernte Bucht bringen soll. Morgens um sieben Uhr brausen wir mit heulenden Motoren in einem kleinen Boot (5 Personen und Fahrer) durch den ruhigen Fluss...

Dieser Fluss, es ist der grösste im Tico-Land, ist ziemlich breit und ist ganz braun gefärbt - hoffentlich muss ich hier nicht baden gehen... Die Flussufer sind gesäumt von Mangrovenwälder welche die meiste Zeit im Wasser stehen; auch sonst ist es stellenweise ziemlich sumpfig. Fast ausschliesslich menschenleer präsentiert sich das Land, nur ab und zu ein kleines Holzhäuschen mit einer Bootsanlegestelle. Der Fluss hat viele Inselchen, ein wahres Labyrinth von Nebenarmen und fliesst alles andere als geradeaus ins Meer. Man hat uns vorher angedeutet dass die Flussmündung ins Meer manchmal etwas spektakulär werden kann, aber was uns erwartet, überrascht uns so dass Jana und Vera welche sonst alles knipsen was nicht bis drei hinter einem Baum verschwunden ist (36 Fotos nur für einen Vulkankrater sprechen wohl für sich, aber der arme Kerl ist halt selbst Schuld dass er sich nicht hinter den Wolken versteckt hat...) nicht mal mehr daran dachten Fotos zu machen. Aufgrund des Vollmondes herrscht eine abnormal starke Ebbe. Diese Untiefen zusammen mit dem starken Wind resultieren in ziemlich grossen, sich überschlagenden Wellen im offenen Meer. Auf jeden Fall haben unsere zwei Mädels ziemlich schnell ihre orangenen Schwimmwesten an, klammern sich irgendwo fest und werden ziemlich still. "Pass bitte auf das meiner Kamera nichts passiert" Ist alles was sie noch piepsen... Schon taucht die erste Welle vor dem Boot auf und der Bootsführer düst mit Vollgas mitten hinein - jetzt heisst es nur noch sich festhalten, hoffen dass er weiss was er tut und warten bis einem die Wellen ins Gesicht klatschen... Natürlich können wir uns ein Grinsen nicht verkneifen, solche Bootstouren sind doch toll!


In dieser Bucht gibt es keine Anlegestelle und so müssen wir circa 50 Meter mit dem Rucksack über dem Kopf durchs Wasser ans Ufer waten, was eigentlich ein Witz ist: Denn die Bootsfahrt hat meinen Rucksack trotz Stauraum im Bug ziemlich mit Salzwasser getränkt so dass ich ihn genauso gut durchs Wasser ziehen könnte. Egal, man kommt sich doch sofort viel abenteuerlicher vor wenn man sich mit dem Rucksack über dem Kopf die Zehen an den Steinen unter dem Wasser aufreisst während man ungeschickt an den Palmenstrand tapst... Die Bucht hat ihren Namen von Sir Francis Drake, einem Piraten in englischen Diensten welcher im 16. Jhr. mit Vorliebe spanische Schiffe überfallen hat - Er ankerte in dieser Bucht und auch heute noch scheint dieser Ort eher Piratennest als Urlaubsort zu sein. In dieser Bucht gibt es eine Bretterbude welche einen kleinen Laden und das einzige Telefon beinhaltet; Ansonsten kommuniziert man hier via Funkgerät - Hoffentlich muss niemand ins Spital, denn auch das geht nur mit Boot. Ausländische Touristen gibt es kaum, denn die logieren in den Luxushotels weiter unten an der Küste und Elektrizität gibt es nur von 18:00 bis circa 23:00 weil der Ort nur über einen Uralt-Dieselgenerator verfügt.

Unsere Unterkunft ist eine Art Massenlager aus rohgezimmerten Brettern und Wellblech - es ist erstaunlich wie anpassungsfähig man doch ist: Nach dem ersten Kulturschock, denn Die Dusche sieht schlimmer aus als bei uns eine Viehtränke fühlen wir uns nach ein paar Tagen doch ziemlich wohl. Trotzdem schlafe ich immer im Freien. Einerseits wegen der schier unerträglichen Hitze und andererseits wegen dem nicht gerade sauberen und komfortablen Bett, dafür hat man draussen eine wunderbare Naturkulisse.

Die Insekten und Käfer haben die Angewohnheit sich immer in die Dusche zu setzen oder auf einem Kopf, bevorzugt mit langen Haaren. Passiert das letztere bei Frau wird kurz gejapst, man klammert sich schicksalsergeben am Stuhl fest und wartet bis man(n) es entfernt hat. Taucht dann ein paar Minuten später die 5 jährige Tochter von unserer Wirtin mit so einem Monster in der Hand auf schnaubt Frau nur abschätzend und meint: "Den hier würde ich auch anfassen, meiner war viel grösser" - jaja Vera, meinen wir und spielen weiter UNO - die Ticos denken eh wir spinnen weil wir wegen diesem dummen Spiel so gröhlen können.

Sonntag, März 17, 2002

Unterwegs mit dem Mietauto

Was mich an Costa Rica so fasziniert ist diese unglaubliche Naturvielfalt. Es gibt weiss und schwarz glitzernde Palmenstrände wahlweise am Pazifik oder dem Atlantik, es gibt Regenwald mit klaren Flüssen im Landesinneren und mein Reiseführer sagt dass es dazu noch ein paar hundert Vulkane gibt.
Um das Landesinnere von Costa Rica zu erkunden haben wir beschlossen ein Auto zu mieten. Nachdem uns der Vertreter das Auto übergeben hat und uns mindestens fünf Mal gesagt hat dass es nicht erlaubt ist mit diesem unbefestigte Strassen zu befahren; zwängte stürzten wir uns in das Verkehrschaos von San José...

Etwas ausserhalb wird uns klar warum die Verleihfirma so betont hat dass nur asphaltierte Strassen befahren werden dürfen: Es scheint hier normal zu sein dass viele Strassen nur eine rötliche Erdpiste sind mit gigantischen Schlaglöchern und Steinen - auf jeden Fall schauen uns die Einheimischen ziemlich schräg an als wir mit unserem (noch) sauberen Mietwagen über diese Strecke hoppelten, wir kreuzen nur Motorräder und Geländewagen, welche meist noch höhergelegt sind. Unser armer Nissan hat so wenig Bodenfreiheit dass die Ölwanne, die Antriebswellen und der Unterboden dauernd über irgendwelche Steine schrammen; ein Wunder dass wir nichts verlieren. Armes Wägelchen!

Eigentlich wollen wir ja den Vulkan Irazu mit dem Mietauto besuchen, aber das Wetter spielt hier im Moment so verrückt dass sich die schon sonst oft im Nebel versteckenden Berge und Vulkane schon seit Wochen nicht mehr gezeigt haben. So hat es auch heute im dichten Nebel und bei Nieselregen keinen Sinn auf 3400m hoch zu fahren um den anscheinend so imposanten Vulkankrater zu sehen - ein Parkwächter erzählt uns das man oben die Hand nicht mehr vor Augen sehen kann... Langsam frage ich mich ob diese Vulkane wirklich existieren oder ob sie nur ein Gerücht sind um Touristen ins Land zu locken.... Stattdessen besuchen wir eine Präkolumbianische Indígena-Stadt welche ziemlich abgelegen im Wald liegt. Diese Stadt wurde im 15. Jahrhundert plötzlich verlassen und erst circa um 1850 wiederentdeckt - die Stadt welche früher mal für bis zu 10'000 Menschen Schutz und Lebensraum war lag also fast 400 Jahre verschollen im Dschungel... Weil Jana Geburtstag hatte haben wir eine Torte organisiert und im Wald bei dieser Indígena-Stadt als eine Überraschung aufgetischt.

Samstag, März 16, 2002

Rafting

Hier in Costa Rica kann man auch sehr gute River-Rafting Touren unternehmen. Wir haben eine Tour auf einem Klasse 4 Fluss gebucht und man hat uns eine menge Spass versprochen, nicht zu unrecht! Anders als in der Schweiz braucht man hier keine Neoporenanzüge weil das Wasser nicht von Gletschern kommt und so mit geschätzten 20 Grad ziemlich warm ist. Weil in Costa Rica (noch) nicht Regenzeit ist führt der Fluss nicht allzu viel Wasser, aber es genügt dass wir einmal vom Wasserdruck an einen Felsen gespült werden und ziemlich paddeln müssen bis wir und vom Felsen lösen können. Aber schon alleine die immense Naturkulisse ist diesen Ausflug wert, denn die Rafting Tour besteht aus über 30 Kilometer Fluss durch unberührten Dschungel...

An diesem Tag macht der Regenwald seinem Namen alle Ehre denn es regnet zeitweise ziemlich stark, was aber egal ist weil es sehr warm ist. Der zeitweise schwarzgraue Himmel zusammen mit dem prasselnden Regen lässt das sonst schon satte Grün des Dschungels noch viel intensiver erscheinen und überall hört man Laute von Tieren. Der Dschungel lebt! Durch den Regen und die Wärme werden die Baumkronen bald von Nebelschwaden umhüllt und die Vielfalt an Bäumen und Pflanzen ist so gross dass man selten zwei gleiche Bäume sieht. Wahnsinn! Es ist ein sehr einprägendes Erlebnis durch diese unberührte Natur zu fahren, zeitweise ist der Fluss so schmal dass sich das grüne Blätterdach über uns schliesst, Lianen hängen ins Wasser des Flusses und von den Felswänden stürzen sich kleine Wasserfälle in unseren Fluss. Der Dschungel hier sieht so unwegsam aus dass ich nicht wirklich Lust verspüre dort durchzulaufen. Ob das überhaupt möglich ist? Ein Teil des von uns befahrenen Flusses wurde übrigens für die Dreharbeiten des Hollywood-Streifens "Kongo" benutzt...

Montag, März 11, 2002

Das Meer

Langsam gewöhne ich mich an das "Studentenleben" in Costa Rica - Das Problem ist nur dass ich hier fast mehr englisch spreche als Spanisch, was ja eigentlich nicht dem Sinn dieser Reise entspricht. Pero no me importa porque son vacaciones, verdad? Ganz in diesem Sinne verplane ich auch meine Wochenenden: Meistens hüpfen wir am Freitag morgen in einen mehr oder weniger luxuriösen Reisecar um an einen weissen mit Palmen besetzten tropischen Karibik- oder Pazifikstrand zu gondeln, dort suchen wir uns meistens eine billige 7$ Absteige - man verbringt ja meistens nur ein paar Stunden Schlaf in diesen Löchern...

Puerto Viejo in der Karibik war unser erstes Ziel, ein Touristenkaff erster Güte auf dem "Gringo-Trail" (Der Gringo-Trail ist die bevorzugte Route aller Rucksacktouristen von Mexiko nach Panama....). Dementsprechend kann man dort auch ein Wochenende verbringen ohne das man auch nur ein Wort Spanisch hört. Puerto Viejo ist ein Ort für Aussteiger: Man sieht viele Amis und auch Europäer die sich hier niedergelassen haben und sich mit irgendwelchen Geschäften über Wasser halten - ein ganz komisches Exemplar pedalt auf seinem uralt Drahtesel den ganzen Tag durch die staubigen Strassen und will jedem Tourist seinen selbstgebackenen Bananencake zu einem horrenden Preis andrehen. Ein anderer Amerikaner betreibt eine kleine Soda; Billigrestaurant im Bruchbudenstil, geöffnet den ganzen Tag gemäss Anschlag. Als wir dort was essen wollten kam er uns grad mit seinem Surfbrett entgegen und sagte uns: Sorry, aber heute gibt's nix, die Wellen sind grad toll. So ist das Leben hier... In diesem Ort gibt es keine asphaltierten Strassen und nur kleine Holzhäuschen, auch der Strom fällt fast jede Nacht einmal aus und wer auf die dumme Idee kommt Wasser aus dem Hahn zu trinken windet sich am nächsten Tag vor Bauchschmerzen und Dünnpfiff.


Aber mir scheint so als würden all diese Sachen als eine Art Touristenattraktion künstlich gepflegt... Denn Puerto Viejo ist DIE Reaggegemeinde in Costa Rica; an jeder Strassenecke hört man "Wanna buy some dope man?", jede Nacht steigt am Strand eine Riesenfete mit Reaggemusik, Strandfeuern und allem was so dazugehört. Sogar die in der Gegend lebenden Hunde nehmen daran teil - Sie legen sich einfach zu einer Gruppe Touristen und verlangen geknuddelt zu werden - was zu futtern ist natürlich noch besser; ich wusste gar nicht dass Hunde so stinken können... Sogar Pferde unternehmen zu zweit einen Abendspaziergang am Strand um anschliessend in den Müllsäcken von einem Restaurant zu dinieren - weiss der Kuckuck woher diese Pferde kommen.
Am Tag findet man an gewissen Stränden ein paar Kilometer südlich vom Dorf die schönsten Wellen; als Schwimmer kann man sich hier wohl nicht mehr hineinwagen - aber es macht Spass den Surfern zuzuschauen wie sie auf den Wellen reiten, wäre sicher toll das auch mal auszuprobieren...

Die Pazifikseite sieht ähnlich aus scheint mir, auch hier gibt es massenhaft Touris und schöne Strände. Das schönste aber ist, dass es hier immer noch möglich ist ziemlich einsame Strände zu finden wenn man bereit ist etwas zu laufen und die Einheimischen zu fragen...

Wir finden so eine kleine Bucht wo der Wald bis an den Strand reicht, die Lianen hängen von den Bäumen direkt ins Wasser und von einem Felsen plätschert ein Bächlein. Allerdings müssen wir dafür 15 Minuten auf einem fast inexistenten Pfad durch den Wald traben was meinerseits einer ziemlichen Überzeugungsarbeit bedurfte, weil unsere Chicas ziemlichen Respekt vor dem Wald und den darin lebenden Viechern haben.


Aber es hat sich gelohnt denn die Natur dort ist wirklich umwerfend: Man badet im sehr warmen Meerwasser in der Bucht umgeben vom Dschungel, überall zwitschern tropische Vögel und flattern Schmetterlinge, am Strand sieht man grosse Echsen, manchmal sieht man eine Affenherde und auf einem Baum am Strand entdecken wir ein Faultier welches in circa drei Metern Höhe Blätter frisst - und das nicht einmal in einem der vielen Nationalparks. Mittlerweile hab ich mich so an den Anblick von Faultieren gewöhnt dass ich mich eigentlich kaum mehr umdrehe, die scheinen hier wirklich häufig zu sein...

Der Klimaunterschied von San José welches auf einer Hochebene circa 1100 Meter über Meer liegt und den Stränden ist wirklich enorm. Hat man in San José ein sehr angenehmes Klima um die 25 Grad herrscht an der Pazifikküste nur zwei Stunden Busfahrt von San José entfernt ein ganz anderes Klima: um die 35 Grad Hitze bei über 80 Prozent Luftfeuchtigkeit, in der Nacht wird es nur ein paar Grad kühler... Morgens um neun Uhr wenn man im Schatten sitzend frühstückt oder auch nur faul in der Hängematte herumlümmelt kleben die Kleider schon an der Haut weil man so schwitzt, am Sonntag Abend bin ich jeweils richtig froh wenn man im angenehm kühlen San José ankommt.

Komischerweise habe ich mich ziemlich stark erkältet und liege verschnupft mit Husten, Hals- und Kopfschmerzen in einem drückend heissen Hotelzimmer auf dem Bett. Der riesige Deckenventilator wirbelt mit einem ziemlichen Geräusch die feuchte Luft umher, vergeblich bemüht ein etwas angenehmeres Klima zuschaffen. Überall im Zimmer wirft er flatternde Schatten welche die Szene noch unwirklicher machen - die ganze Szenerie kommt mir so surrealistisch vor wie in Francis Ford Coppola's Film "Apocalypse Now".

Die Nächte unter dem Moskitonetz zu verbringen ist noch viel unangenehmer, entweder hat man das blöde Netz im Gesicht oder es hat sich irgendwo geöffnet. In Zukunft werde ich mich wohl eher von den gierigen Moskitos zerstechen lassen als mich wieder unter ein solches Netz zu zwängen!

Freitag, März 08, 2002

Das Tico Nachtleben

Mein Nachtleben wird ziemlich stark durch die Schultraditionen beeinflusst - so ist jeden Montag das "Cuartel" angesagt: Restaurant, Bar, Diskothek und live Rockmusik aus Costa Rica. Der Dienstag ist reserviert für Hausaufgaben und tratschen mit der Gastfamilie. Am Mittwoch ist 2 für 1 Kinoabend in San José; allerdings sind alle Filme englisch gesprochen - und so flink bin ich nicht dass ich nebenbei den Film auf englisch schaue und mich gleichzeitig auf den spanischen Untertitel konzentrieren kann. Dumm ist nur dass der Halbpreis Kinotag auch bei den jungen Ticos sehr beliebt ist, so dass man um gute Plätze zu kriegen fast eine Stunde vorher kommen muss - Und unbestätigten Gerüchten zur Folge verzockt man Pullover UND seinen Platz wenn man den hartumkämpften Sitz verlässt um frische Luft zu schnappen...

Tja und das Highlight der Woche ist jeweils am Donnerstag Abend das "Pueblo". Dies ist eine komplette im Mexiko Stil aufgebaute Mini-Vergnügungsstadt voll mit Bars, Restaurants und Discos. Dort angekommen verschwinden wir meistens ziemlich schnell im Cocoloco- eine Salsaspunte mit Livemusik. Vor einem Monat wusste ich kaum wie Latinomusik klingt, heute kann ich kaum glauben dass es Leute gibt welche einen Salsa nicht von einem Merengue unterscheiden können. Nun ja, um unsere verkorksten Gringohüften auf den lässigen Tico-Schwung vorzubereiten genehmigen wir uns jeweils ein Bierchen. So vorbereitet geht's ab auf die Tanzfläche wo wir neben den graziösen Latinopärchen eine ziemlich blasse Vorstellung aufs Parkett stampfen und drehen. Who cares? Schliesslich können wir Schweizer aus einem Eimer Kuhmilch einen würzigen Käse zaubern und die Ticos bringen's nur auf ein fades Stück Gummi *smile*.