Montag, Mai 20, 2002

Ometepe


Nach einer Woche in der Stadt und an einem kleinen Badeort an der Pazifikküste geht's auf eine Insel auf dem riesigen Nicaraguasee. Die Nussschale welche uns in eineinhalb langen Stunden auf die Insel Ometepe bringt schaukelt so stark dass schon nach 10 Minuten der erste kotzt - Natürlich nicht über Bord sondern mitten ins Boot; und das Wasser welches überall hinschwappt verteilt die ganze Sauce schön im Boot, zum Glück nicht bis zu uns so dass ich mich zusätzlich zum an den Pfosten klammern um nichts mehr kümmern muss. Jana sitzt friedlich auf irgendwelchen Reissäcken und scheint zu schlafen, wie ist denn das möglich?

Das Leben auf der Insel ist noch ziemlich ursprünglich: Überall sind Schweine und Hühner auf der Strasse und die Leute sind wahnsinnig nett und hilfsbereit, noch überhaupt nicht Touristenverdorben wie in anderen Ländern. Fliessend Wasser und Strom gibt es höchstens ein paar Stunden pro Tag weil sie immer wieder Versorgungsprobleme haben - wie übrigens in ganz Nicaragua nur nicht so ausgeprägt, aber man gewöhnt sich daran...

Ometepe besteht aus zwei Vulkanen welche sich mitten im Nebelwald schön kegelförmig erheben. Sie geben einen guten Vorwand für eine Wanderung ab. Vera schnaubt und pfeift schon nach 15 Minuten mit hochrotem Kopf wie eine Dampflokomotive und beschliesst dann das der Vulkan diese Anstrengung nicht Wert wäre. Die letzten 3 Stunden kämpfe ich mich mit Jana durch 30 Zentimeter tiefen braunen Schlamm hoch. Am Anfang noch sorgfältig darauf bedacht möglichst sauber zu bleiben geben wir dieses Vorhaben auf als uns zwei völlig verschlammte Amis entgegenschlittern... Just in dem Moment wo wir mit einem Seil zu dem Kratersee hinunterklettern kommt der Nebel zurück, aber Jana ist so mit der Kletterei beschäftigt dass ihr die Aussicht völlig egal ist, naja jeder wie er will... Nach einem Picknick am See kehren wir um, und plötzlich kommt uns ein völlig verdrecktes und keuchendes Schlammmonster entgegen welches sich bei näherer Betrachtung als Vera entpuppt die sich verbissen den Vulkan hoch kämpft. Sie schliesst sich uns wieder an ist aber so erschöpft dass sie regelmässig wie eine Uhr alle zwei Minuten wieder voll in den Schlamm purzelt. Ich muss mir Mühe geben nicht allzu sehr zu grinsen sonst schmiert sie mich noch mit Schlamm voll. Um sieben Uhr früh sind wir losgezogen und um 16:00 hat uns die Finca wieder zurück. Völlig Latino atypisch fährt der letzte Bus 10 Minuten zu früh ab und so stehen wir an der verlassenen Strasse ziemlich dumm da. Ich möchte auf der Finca übernachten aber die Mädels stellen sich aus unterschiedlichen Gründen quer: Vera will nur noch frische Klamotten und ihr Linsenzeugs welches in unserer Hospedaje liegt und Jana hat voll den Abenteuergeist gepackt: Sie sieht nur noch einen Nachtspaziergang am Strand wo man ja auch übernachten könne (was auch möglich wäre, weil Kriminalität gibt es hier auf der Insel noch nicht). So zotteln wir im Mondlicht los und plaudern bis uns nach 1 1/2 Stunden ein Reiter zu seinem Nachbarn führt welcher uns -gegen Gebühr- mit seinem Pick-up zu unserer Hospedaje fährt; Autos sind auf der Insel ziemlich rar... Die restlichen Tage verbringen mit dem Erkunden der Insel per Bus oder auch auf der Ladefläche eines Lastwagens stehend.

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