Samstag, Mai 04, 2002

Surfen an der Pazifikküste

Ich konnte mich immer noch nicht von Costa Rica trennen und bin zur Zeit mit einem Schweizer an der Pazifikküste in einem kleinen Örtchen Namens "Mal Pais" wo wie hängen geblieben sind und vom Surf Virus befallen wurden - aber leider muss ich in einer Woche Costa Rica verlassen wenn ich nicht saftige Ausreisegebühren an der Grenze bezahlen will. Mal schauen ob es mir in Nicaragua gefallen wird, oder ob ich wieder hierher zurückkehren werde...

Der Dani hat die ersten vier Tage hier mit einem Spiessrutenlauf von Toilette zu Toilette verbracht -und deren gibt es hier nicht allzu viele! Naja, manche Leute mögen anscheinend das Lauftraining auf die harte Tour, denn sonst hätte er die Warnung betreffend Eiscreme auf der Puntarenas Ferry ernstgenommen: als er in der drückenden Hitze wohlig grunzend und mit selig verklärtem Gesicht an seinem Eis knabbert ist er felsenfest davon überzeugt dass es das Risiko Wert wäre - Nach 4 Tagen Dünnpfiff kann ich ihm kein Statement mehr betreffend "Fressgier contra Dünnpfiffrisiko" entlocken - aber ich arbeite daran!

Bis vor ein paar Tagen dachte ich dass diese typischen braungebrannten und blonden Surfer nur in Hollywoodstreifen existieren, aber hier in Mal Pais läuft diese eigentümliche Gattung gleich in Rudeln frei herum - und wir packen diese Chance um diese rare Spezies in ihrem ureigenen Revier zu studieren... Ich glaube wenn wir hier das Wellenreiten kritisieren würden, würde man uns der Ketzerei bezeichnen und geteert und gefedert aus dem Dorf schmeissen. Aber so etwas tun wir ja nicht, schliesslich sind wir hier um die altehrwürdige Kunst des Reitens auf der Welle zu erlernen... *Räusper* -Mein Hirn hat wohl schon zu lange an der Sonne geschmort weil ich solche Sachen schreibe! Apropos Sonne: welche Farbe hat denn der Nebel im Moment in der Schweiz? *Hehehe*
Anyway, am letzten Sonntagmorgen (Das Surferleben wird durch die Gezeitentabelle bestimmt) traben wir zwei Greenhörner frohen Mutes mit einem "Longboard" unter dem Arm hinter unserem natürlich braungebranntem und blondem Surflehrer ins tosende Meer. Fünf Minuten später sausen wir auf unseren Brettern stehend dem Strand entgegen. Wow! Naja, Welle kann man dem weisssprudelndem Flaum hinter meinem Brett wahrlich nicht sagen, aber immerhin stehe ich. Fazit von diesem ersten Tag: Man muss nicht unbedingt blond sein um Surfen zu können, das Wellenreitgen können auch dunkelhaarige besitzen: Denn wir haben den ersten nicht blonden Surfer gesehen - Nein nicht Dani oder ich! Wir sind erleichtert!

Das schwierigste ist mit dem Brett hinaus zu paddeln ohne gleich wieder mit der nächsten Welle an Land gespült zu werden wie ein gestrandeter Wal. Aber auch die anderen Surfer kämpfen mit diesem Problem: Wir haben Exemplare beobachtet welche 15 Minuten wie wild versucht haben über das Weisswasser hinaus zu paddeln und sich dann völlig erschöpft ohne ein einziges Mal gesurft zu haben wieder haben an Land spülen lassen. Überhaupt ist es erstaunlich wie ineffizient dieser Sport doch eigentlich ist: 5 Minuten paddeln und dabei alle paar Sekunden durch tosende Wellen tauchen ( Zwei Meter hohe Wellen sprudeln doch schon ein wenig...) nur um danach 45 Sekunden auf dem Brett zu stehen!

Diese Whitewater-Zone scheint so eine Art natürliche Barriere zu sein um die Greenhörner wie mich von den richtig schönen Wellen fernzuhalten denke ich mir. Am zweiten Tag gelingt es mir irgendwie in einem ruhigen Moment keuchend, japsend und alles andere als elegant hinauszukommen. Ehe ich mich so richtig über meine ,Heldentat freuen kann bricht schon die erste grosse Welle über mir zusammen - ich liege auf dem Brett um wieder ans Ufer zu schippern aber leider taucht die Nase von meinem Brett ins Wasser (wie ging das doch gleich noch mal mit der Gewichtsverlagerung?) und wirble durchs Wasser. Kaum tauche ich auf bricht schon das nächste Ungetüm über mich hinein, das Brett hat sich von der Sicherheitsleine an meinem Fuss losgerissen und wird an Land gespült während ich mir nach Luft schnappend verspreche in Zukunft die grossen Wellen den Profis zu überlassen.

Mittlerweile versuche ich mich auf einem kurzen Brett welches mir ein Ami der hier Pferde verleiht geliehen hat - der Hacken an der Sache ist, dass dieses Brett so klein ist dass es sehr wenig Auftrieb hat und ziemlich kippelig ist. Entsprechend unbeholfen stelle ich mich denn auch an; 3 Monate täglich surfen wären nötig bis man sich mit so einem Brett in den grossen wellen tummelt... Ausser surfen machen wir hier nicht viel, wie lümmeln in den Hängematten herum und pflegen unsere zahlreichen Schürfungen, blauen Flecken und Muskelkater (Ich habe mir das Surfen eigentlich entspannender vorgestellt), essen selbstgepflückte Mangos oder köcheln eine Suppe an unserem Kochplatz. Und trotzdem fliegt die Zeit so schnell vorbei dass ich am liebsten hier bleiben würde.

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