Mittwoch, Februar 27, 2002

Die Stadt

Also San José ist genauso wie ich mir eine Lateinamerikanische Grossstadt vorstelle - hektisch, stinkig und lärmig. Hier sollte man die Augen schon offen halten - es erstaunt umso mehr wie blind unsere Gringatruppe durch die Stadt tapst: Aus irgendeinem erstaunlichen Grund scheinen die Ticos all ihre Gullydeckel zu 'verlieren' oder irgendwelche obskuren Souvenirjäger sammeln sie ein. Jedenfalls ist vor ein paar Tagen eine unserer Amerikanerinnen in so einem Gullyschacht verschwunden, das kommt halt davon wenn man nicht schaut wohin man tritt... Wir haben sie dann mit ziemlich zerfledderten Jeans, aus allen Löchern blutend und stockbetrunken in einer Bar als ziemliches Häufchen Elend aufgelesen. Denn eine ihrer Kolleginnen hatte die grandiose Idee man könne die Schmerzen lindern indem man Alkohol trinke - Tja also manchmal fragt sich der staunende Spanischlernende wieso die Amis die Welt beherrschen *smile* Aber ausser den fehlenden Gullydeckeln und dem Verkehrschaos hat San José nicht sehr viel zu bieten.

Das Strassenbild prägen die alten stinkenden US Schulbusse welche liebevoll knallbunt bemalt und beschriftet wurden und die unzähligen Stromleitungen welche kreuz und quer über die Strassen hängen. Ausserdem scheinen es die Ticos zu lieben in vergitterten Käfigen zu wohnen, denn alle Häuser sind mit Gittern, Mauern und Hunden geschützt.

Die ersten Tage

Mein erster Eindruck von San José ist das riesige Lichtermeer der Stadt welches sich mir beim Landeanflug bietet. Und nach einer Stunde warten am Zoll stehe ich schon mitten im pulsierenden Leben einer Lateinamerikanischen Grossstadt: Das uralt Taxi setzt mich bei meiner Tico-Mama ab und während der ganzen Fahrt plaudert der Fahrer mit mir Spanisch, aber verstehen tue ich nichts...

Meine Familie wohnt in einem kleinen Häuschen circa 30 Minuten Busfahrt oder 45 Minuten Gehen vom Stadtzentrum und der Schule entfernt - was schon viel über das Verkehrschaos in der Stadt aussagt! Meine Unterkunft hat einen ziemlichen Lateinamerikanischen Touch: Ich habe ein kleines Zimmerchen mit einem völlig verzogenen Parkettboden, einem uralt Mahagonibett welches höchstens 1.8m lang ist und einem Museumswürdigen Blech-Schreibtisch. Das Fenster ermöglicht eine Aussicht auf einen 2x2 m grossen Innenhof mit vergitterter Decke. Ja und der Fensterrahmen ist durchgefault was zwar ganz praktisch ist, denn so erübrigt sich das Lüften - allerdings haben so auch alle Krabbeltiere freien Zugang - und heute hab ich mitten in San José eine riesengrosse schwarze Spinne mit fetten Beinen gesehen. Brrrr.... An das Duschen hab ich mich mittlerweile gewöhnt, denn wenn man sich in die rostige mit Spinnenweben durchzogene Dusche gewagt hat muss man zuerst den im Duschkopf installierten Wasserwärmer in Betrieb nehmen. Dies geschieht mittels einem riesigen antiquierten Metallhebel den man um 160 Grad umlegen muss und der dabei fürchterliche Funken versprüht - aber warm wird das Wasser erst wenn man die Wassermenge soweit drosselt dass es nur mehr tropft.

Das Leben hier ist toll - "pura vida" müsste man wohl sagen, die Tico's sind sehr nett und hilfsbereit, Busfahrer mal ausgenommen, das Wetter ist wunderbar und das Essen auch.

Samstag, Februar 16, 2002

Anreise

Die 18 stündige Reise nach Costa Rica habe ich mit ziemlich eingerosteten Gelenken überstanden. Wie kann man sich so etwas nur freiwillig antun? - Käfighühner haben sicher mehr Bewegungsfreiheit als ich in dieser fliegenden Blechzigarre... Mein Taschenmesser welches ich Vergesslicherweise (jaja, ich weiss...) im Handgepäck hatte, konnte sich allerdings in Amsterdam nicht mehr rechtzeitig vor den Sicherheitsbeamten verstecken und so musste ich es zurücklassen. - Und da sagt man die Schweizer wären gewissenhaft, denn in Zürich hatte ich keine Probleme damit... In Orlando habe ich schliesslich auch meine kleine Nagelschere in Sicherheit gebracht.

Kaum auf US Boden hat mich und mein Rucksack denn auch schon ein alles andere als imposant aussehender drogensuch Dackel intensiv beschnuppert, so dass ich schon meinen Rucksackimprägnier-Spray die Schuld gebe dass dieser vierbeinige US Beamte gleich Alarm schlagen, oder sein Bein heben wird. Aber nichts da! Majestätisch streckt mir der Dackel sein Hinterteil entgegen und trippelt wie der König von Schweden von dannen.