Sonntag, Mai 12, 2002

In Nicaragua

Nicaragua. Das Land welches Somoza ausgeblutet hat, das Land der Sandinisten und der Contrarebellen. Ein Land welches das Pech hatte zum Spielball zwischen Ost und West zu werden und immer wieder von Naturkatastrophen wie Erdbeben, Überschwemmungen und Hurrikanen heimgesucht wurde. Obwohl der Krieg schon lange vorbei ist kann über 30% der Bevölkerung weder lesen noch schreiben und mehr als 50% sind Arbeitslos. Ein 3. Welt Land...

Dieses schlechte Bildungsniveau führt aber manchmal auch zu niedlichen Situationen, vor allem wenn man sich in Bussen mit Leuten unterhält - Wenn man diesen Versuchen überhaupt Gespräch sagen kann ;-). So wird man Beispielsweise gefragt wie viele Busstunden entfernt die Schweiz denn liege und als ich einmal zur besseren Verständigung eine örtliche Landkarte auspacke bemerke ich dass die Leute noch nie eine Karte ihrer Region gesehen haben, überhaupt haben die meisten Leute welche auf dem Land leben noch nie ihre Gegend verlassen und kennen von ihrem eigenen Land eigentlich nichts. Die Leute welche Arbeit haben arbeiten meistens 6 oder 7 Tage die Woche und verdienen circa 1$ pro Tag...

An der Grenze zu Nicaragua geht es hektisch zu und her: Man muss sich an X-verschiedenen Menschenschlangen gedulden, Kinder wollen einem das Gepäck tragen und Taxifahrer wollen uns übers Ohr hauen. Zwei Stunden später sitzen wir in einem drückend heissen und völlig überfüllten 60er Jahre Bus nach Rivas. Hier im Bus begegne ich zufälligerweise wieder den beiden Engländerinnen auf Weltreise welche ich schon in San José und auf der Puntarenas Fähre begegnet bin - Zufälle gibt's... Rivas ist eine kleine Provinzhauptstadt und genauso wie ich mir Nicaragua vorgestellt habe: Auf den staubigen Strassen sieht man viele Fahrräder um die wenigen uralten und klapprigen Autos und Busse kurven. Die Waren balancieren die Frauen in grossen Körben auf dem Kopf oder sie werden in Schubkarren von Hand gezogen; auch Pferde werden noch häufig eingesetzt. Touristen gibt es kaum und ich bin heilfroh das ich etwas Spanisch kann. Die Taxifahrer welche dich gestern noch eiskalt angelogen haben dass kein Bus mehr fahre grüssen dich auf der Strasse und plaudern mit einem als ob nichts gewesen wäre... Und immer wieder ist es ein Erlebnis durch die farbigen, lärmigen und duftenden (manchmal auch ekligen) Märkte zu gehen und dem Leben zuzuschauen.

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