Donnerstag, Juni 06, 2002

Managua und Umgebung


Inzwischen sind die Reisecheques wieder ersetzt (geht wirklich schnell und unbürokratisch) und weiter geht's mit einem Städtehüpfen nach Managua, Masaya Leon und Matagalpa. Nach langem Reisen ohne in grossen Städten zu sein ist Managua eine Wohltat für unsere Seele: Hier gibt es klimatisierte Hochglanz US-Einkaufstempel wo wir stundenlang herum streunen können nur um wieder einmal die Ambiance von "unserer" Welt einfangen zu können. Keine Mercados welche nach Kot und ungekühltem Fleisch stinken. Bei Jana treibt dieses "Zurück in die Zivilisation" - Feeling solche Blüten dass sie eine halbe Stunde lang in einer Parfümerie verbringt und so viele Sorten durchprobiert dass auch ich von oben bis unten voll mit Parfum Müsterchen bin und so süss dufte wie eine Bordsteinschwalbe in Amsterdam. Bei mir endet es darin dass ich morgens um zehn Uhr mit heraushängender sabbernder Zunge und leuchtenden Augen am verschlossenen Eisengitter von Macdonalds klebe und sehnlichst darauf warte dass ich was bestellen kann - Tja, täglich drei Mal Reis und Böhnchen können einen Menschen schon prägen ;-). Und dann das Kino: Diese 2$ Investition hat sich voll gelohnt; ganz egal was es für ein Film ist, es geht nur darum wieder einmal mit sauberen Klamotten im sauberen Kinosessel zu sitzen. Nach dem Film wird mir wieder einmal bewusst dass hier in Managua eine Zweiklassengesellschaft lebt: Die Reichen welche sich in den American Malls tummeln und die armen welche in den Wellblechhütten hausen. Das Prozedere nach dem Filmende ist das folgende: Wir werden alle in die eigene und moderne Tiefgarage dirigiert welche von Maschinenpistolen bewaffneten Wächtern beschützt wird. Dort warten schon Taxis -aber nur solche von renommierten Unternehmen wo man weiss das sie vertrauenswürdig sind, denn hier darf man nicht einfach in ein X-beliebiges Taxi einsteigen. Nachts verschanzt man sich hier hinter Eisengitter und Stacheldraht und läuft keinen Meter zu Fuss. Managua ist nicht wirklich toll: Das Zentrum wurde wiederholt von Erdbeben zerstört (Zuletzt 1972) und es wurde nicht wieder aufgebaut, so ist die Stadt heute eine unstrukturierte Ansammlung von Wohnhäusern und Mercados ohne Zentrum und Planung.

Dazwischen besuchen wir noch den Vulkan Masaya, welcher noch aktiv ist, ganz schön qualmen soll und viele weitere Sehenswürdigkeiten wie Fumaroles, Lavahöhlen, und und und haben soll. Leider haben sie vergessen zu erwähnen dass die asphaltierte Strasse unter praller Sonne hochführt (In Managua hat es Morgens um 8 Uhr schon 32 Grad bei hoher Luftfeuchtigkeit) und wir haben nur drei Liter Wasser dabei. Schliesslich nimmt uns das einzige Auto weit und breit mit, die beiden Franzosen vor uns müssen zu Fuss weiter - wir sehen sie zwei Stunden später mit hochroten Köpfen wie Maschinen an uns vorbei stampfen als wir gerade im Schatten unsere berühmten Sandwichs mampfen. Der Krater qualmt denn auch gewaltig und beissender Schwefelgeruch nimmt uns den Atem während es mich zu dem Punkt am Kraterrand zieht wo die Indios früher junge Frauen opferten indem sie sie in den Krater schmissen - aber der Aufseher bremst uns weil die Dämpfe zu giftig wären und auch Jana scheint darüber nicht unglücklich zu sein, denn sie meint ich wäre so begeistert von der Indio Saga dass ich sie am liebsten auch herunterschupsen würde, was natürlich eine gemeine Unterstellung ist ;-)... Danach machen wir uns weiter unten am Vulkan auf die Suche nach den Fumaroles: Längst sind unsere Wasserflaschen leer als wir endlich ein winziges Dampfwölkchen entdecken welches sich unauffällig aus einem Erdloch herauszuschleichen versucht - welche Enttäuschung, stundenlang quälten wir uns in dieser Hitze ab und alles was wir von den versprochenen Highlights entdeckt haben ist ein mickeriges Dampfwölkchen... *Grmpf*

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